Review

Mädness & Döll

Ich und mein Bruder

Four Music • 2017

Die Brüder Mädness und Döll lassen auf ihrem ersten gemeinsamen Album mental die Hosen runter. Sie kehren das Innerste nach außen. Erwartungen sind ihnen egal. Auch Meinungen, die nicht ihre eigenen sind. Die Juice belohnt sie dafür mit einer Coverstory und umschreibt ihr Album als Grown-Men-Rap. Und auch der Entstehungsprozess von »Ich und mein Bruder« klingt sehr erwachsen: Anstatt sich im Studio dem Exzess hinzugeben, nutzten sie die Abgeschiedenheit und die Ruhe der thüringischen Pampa um ihren Gedankenströmen freien Lauf zu lassen. Torky Tork war als »Coach« dabei und hat sie mit den passenden Beats versorgt. Herausgekommen ist ein Album, das tief blicken lässt. Erbarmungslos ehrlich kreieren sie eine Glaubwürdigkeit, die schon fast weh tut. Und auch wenn vielen der Name Döll erst mal nichts sagt, Debütanten im Business sind sie beide keineswegs. Marco, der ältere ist schon seit über zehn Jahren dabei und Fabian hat mit seiner »Weit entfernt EP« 2015 ein unüberhörbares Statement gesetzt. Ein gemeinsames Album schien der einzig logische Schritt und trotzdem überrascht es. Leute wie Torky Tork, Yassin, Fid Mella, Dexter und Gibmafuffi haben dieser Selbstbestimmtheit den richtigen Sound verpasst. Mit »Ich und mein Bruder« liefern Mädness und Döll ein derbes Brett ab, eben weil sie als Brüder aus dem gleichen Holz sind. Sie lassen tief blicken, wirken dabei aber nie übertrieben oder kitschig, sondern bleiben durchweg ehrlich und authentisch. Wie auch immer man das auch nennen mag, ob »Confessional HipHop« oder »Grown-Men-Rap«. Das Ding geht rein und wird noch lange Gesprächsstoff liefern.