Review

Real Estate

In Mind

Domino • 2017

Es hat sich einiges getan bei Real Estate Nicht nur, dass Bassist Alex Bleeker von der Ostküste an die Westküste zog und der Sänger Martin Courtney seit dem letzten Album zweimal Vater geworden ist, besonders der Ausstieg von Leadgitarrist Matt Mondanile sorgte für Handlungsbedarf. Anstatt als Trio weiterzumachen, stockten die verbliebenen Mitglieder mit dem Highschool-Kumpel Julian Lynch und dem Tour-Keyboarder Matt Kallman zum Quintett auf. Natürlich hat diese neue Aufstellung auch musikalische Auswirkungen: »In Mind« ist experimenteller und hat verglichen mit den Vorgängern eine weitere Klangpalette. Real Estate wagen sich nun auch mal an einen 7-Minuten-Song (»Two Arrows«), schöpfen die Möglichkeiten im Studio mehr aus und integrieren auch mal lautere, verzerrte Passagen, die noch auf den »Atlas« und »Days«”:https://www.hhv-mag.com/de/review/1648/real-estate-days fehl am Platze gewirkt hätten. Bei all der Abwechslung sind die charakteristischen Trademarks wie glockenhelle Gitarrenmotive, der sanfte Gesang und die entspannte, zurückgelehnte Ausstrahlung der Musik aber nach wie vor im Übermaß vorhanden, jetzt eben nur mit mehr Tastenarrangements. Auch textlich kann man eine Weiterentwicklung feststellen. Nun dient nicht mehr vorwiegend die eigene Jugend in den Suburbs als Thema, sondern die Auseinandersetzung mit dem Erwachsenenleben, das Verstreichen der Lebenszeit und der persönliche Umgang mit dem Älter-Werden. Dieser Mut zur Flucht nach vorn zahlt sich letztlich aus: »In Mind« ist nicht nur das reifste, sondern auch das musikalisch vielschichtigste Album.