Review

Jakuzi

Fantezi Müzik

City Slang • 2017

Da sich nach Trumps Wahlsieg die US-amerikanische Musikszene von Solange bis Father John Misty und von Run The Jewels bis Austra teilweise stark politisiert, ist es nur folgerichtig, dass eine solche popkulturelle Gegenentwicklung auch in der immer despotischeren Türkei unter Recep Tayyip Erdoğan zu entdecken ist. Das Duo Jakuzi ist dabei einer der radikalsten und lautesten Kritiker – allein die Tatsache, dass eine SM-Maske das Cover ziert und mit »Lubunya« ein Song, der explizit die Transgender-Gemeinde anspricht, enthalten ist, macht die subversive Stoßrichtung deutlich. Jakuzi besteht aus Kutay Soyacak und Taner Yücel, die sich nach anfänglichen Ausflügen im Punk nun vermehrt an Synth-Pop, Post-Punk und New Wave orientieren. Für jemanden mit recht wenig Expertise in der anatolischen Musikszene ist »Fantezi Müzik« in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Ihr wütender, aber auch hedonistischer Sound, der neben den genannten Genres auch Einflüsse aus Krautrock, Disco und türkischem Pop enthält, ist frisch und trotz der türkischen Texte kosmopolitisch und an aktuelle Trends (wie das New-Wave-Revival) anschlussfähig. Zudem konnten sich Jakuzi im Istanbuler Underground bereits eine treue Fangemeinde erspielen; sie verweisen in den Songs zwar auf einen internationalen Zusammenhang, sind aber durchaus lokal aktiv und verwurzelt. All das macht »Fantezi Müzik« zu so einem mutigen wie notwendigen Werk.