Review

A7pha (Doseone & Mestizo)

A7pha

Anticon • 2017

Um die Jahrtausendwende bildeten das kalifornische Label Anticon und die in Chicago ansässige Crew Galapagos4 die Speerspitze für experimentelle, progressive Hip Hop-Entwürfe. Als beständige Underdogs, deren Sound zu abseitig war, um Trends zu gebären, veröffentlichten sie LPs für die Ewigkeit. Bis sich ihr kreativer Output irgendwann erschöpfte. Als die Ankündigung reinflatterte, Anticon Co-Founder Doseone und Galapagos4-Member Mestizo würden eine gemeinsame Platte machen, klang das zunächst nach Offenbarung. Doch kriegen diese singulären MC-Erscheinungen auf ihre älteren Tage noch etwas Begeisterndes hin? Und sich als Duo unter einen Hut? Ja! A7phaa gleichnamiges Album ist ein retrofuturistisches Rap-Raumschiff, das einen mit überbordenden Ideen und Skills durch dystopisch-faszinierende Soundscapes führt. Sein Fluxkompensator läuft dabei nach wie vor analog. Und fürs Grenzgängertum trifft Metall noch immer auf Metall, wodurch die LP durchaus herausfordert. Das wird schon klar, wenn der Opener »No Brakes« die Handbremse für neun weitere Tracks löst. »A7pha« läuft nicht nebenher. Dafür sorgen die dringlichen, aber unergründlichen Raps, die sich frei und elastisch zwischen Stakkato und verschachteltem Spoken Word auf einem abstrahierten Spielfeld für verspielt-versponnene, aber doch auch persönliche Reflexionen bewegen. »All I want’s one acre that is utterly gouvernment free«, bekennt Dosesone in »Closer«. Und erscheint plötzlich greifbar und angreifbar in seiner Exaltiertheit. Seine Art, auf existenzielle Fragen mit extravaganten Posen zu antworten war schon immer auf geile Art außen vor. Dass das heute noch mal über Produktionen von Alias, Letta und ihm selbst zum Klingen kommt: Danke dafür!