Review

Mori-Ra

Trapped In the Sky – 12"

Tracy Island • 2017

Konzeptlabel in Anmarsch: Mit Tracy Island kündigt sich ein Zehn-EP-Label an. Mehr Platten sollen es nach dem Willen des Labelmachers Ell Weson (1/2 Banoffee Pies Records) nicht werden. Pop-Referenzielle Grundlage bietet hier die englische Puppenserie »Thunderbirds« aus den Sechzigern. So wurde das Label nach dem Domizil und Hauptquartier der Tracy Familie, die im Pazifik liegt. Die Tracys werden gerufen, wenn unlösbare Aufgaben technischer Natur behoben werden müssen. Als Ultra-Technisches Hilfswerk kommt man um die Welt zu retten … diesen Anspruch hegt man auch im englischen Bristol. »Trapped In The Sky« hieß nicht nur der Pilot der Serie damals, sondern auch des Labels heute. Dafür lud man sich Osakas Sample- und Edit-Wunderkind Mori Ra ein, der mit seinen Arbeiten für Berceuse Heroique und Forest Jams in letzter Zeit für Furore sorgte. Die Heavy-Disco-Slammer sind auch hier zu erwarten und überfahren einen förmlich. »Wilderness«, wie der Opener heißt, fährt los wie eine wild-gewordene Eisenbahn und treibt direkt an – ohne langes Federlesen. Samples liegen hier übereinander, klingen manchmal nach Americana, manchmal nach Cosmic Jazz und zusammen kaum zähmbar. Keine Lust zum Atmen lässt einem auch »Machinally City«. Die treibende Basslinie möchte gar nicht richtig verschwinden, sondern einen sekündlich ans Tanzen und ans Schwitzen erinnern. Erklärtes Ziel des Newcomer-Labels ist es an ein anderes Leben und an andere Welten zu erinnern, in einer Zeit, wo man manchmal von der Realität überfordert wird. Ob dies gelingt, wird man erst bei späteren Outputs wirklich beurteilen können. Mit Mori Ra hat man sich jedenfalls nicht den schlechtesten Botschafter geholt – nach dem Closer »Musically Time« vermisst man die Südsee, auch wenn man noch nie da war.