Review

Sylabill Spil

Der letzte weiße König

Kopfticker • 2017

Für seinen fünften Longplayer hat die Kölner Battlerap-Größe Sylabil Spill alles neu gemacht Und doch ist alles wie immer. Statt »Hyper.realität« heißt sein neues Album nun »Der letzte weiße König«, statt auf dem eigenen Label Lourd Records erscheint es im Zeichen von Xatars Kopfticker Records, und statt sich, wie angekündigt, dem »Facettenreichtum« menschlicher Identitäten zu widmen, geht es doch wieder nur um die eigene Großartigkeit beziehungsweise um die Unzulänglichkeit der Deutschrap-Kollegen. Seinem gern als brachial bezeichneten Stil macht Sylabil Spill dabei erneut alle Ehre. Inhaltlich drückt sich das diesmal in so originellen Ideen aus wie Omas ficken, Blut als Gleitgelersatz verwenden und die Hater »mein Pipi« trinken lassen. Trotz solcher Ausflüge in Gewalt- und Fäkalfantasien ist die Darbietung auf »Der letzte weiße König« mitreißend. Eigentlich kann das nur an den eingängigen Beats liegen. Hoffentlich liegt das nur an den eingängigen Beats – auch wenn diese mitunter wie Tamagochis fiepen. Zwar lässt Sylabil Spills delivery kaum zu wünschen übrig. Aber dass die eigene Grandezza streckenweise mit voller Inbrunst beschrieen werden muss, vorzugsweise auch noch in Doubletime, ist dann doch ein wenig zu viel des Martialischen. Fun Fact am Rande: Sylabil Spill ist der Ansicht, dass hinter den Fiktionen und Übertreibungen, die Rapper in die Welt setzen, immer etwas Größeres stecken muss – eine Botschaft nämlich. Auf seinem neuen Album hält er sich exakt einen Track lang an seinen Anspruch: Auf »Stein« erzählt der Rapper, wie er einen Freund an die Drogen verliert, die Geschichte trieft von der bitteren Einsicht, dass sich im Leben jeder nur selbst retten kann. Für einen kurzen Moment erhascht man einen Blick auf das Potenzial des Sylabil Spill. Direkt im Anschluss: Schwanzvergleich.