Review

Richard Dawson

Peasant

Weird World/Domino • 2017

Im nicht grundlos so betitelten Weird Folk gibt es zwar entsprechend viele seltsame Eigenbrötler, Richard Dawson ist aber nochmal ein anderes Kaliber. Auch auf dem dritten Album für den Domino-Imprint Weird World zelebriert Dawson seine Sperrigkeit geradezu. Er selbst nennt Iron Maiden und Qawwali, eine spirituelle Musikrichtung der Sufis, als Einflüsse, obwohl er weiterhin hauptsächlich Akustikgitarre spielt. Nur die Familie Davies – Rhodri, Angharad und ihr Vater John an Harfe, Violine und Bläsern – dürfen den elf neuen Songs die gewisse kompositorische Finesse verleihen. Auch für die Texte hat sich Richard Dawson mal wieder etwas Besonderes einfallen lassen: Nachdem er für sein Album »The Glass Trunk« im Archiv seiner Heimatstadt nach alten Dokumenten über den Tod wühlte, spielen nun auf »Peasant« scheinbar alle Geschichten im Frühmittelalter – und trotzdem gelingt es Dawson, aktuelle Themen zu verhandeln und auch für das Heute relevante Aussagen zu treffen. Im Kern drehen sich die meisten Songs um Familie: Was gibt man als Eltern den eigenen Kindern mit? Wie geht man mit unterschiedlichen Herausforderungen um? Und wie schwer ist es, das Richtige zu tun, mit Reue und Bedauern umzugehen? Dafür verwendet Richard Dawson mal Märchenmotive, indem er in »Shapeshifter« einen Fuchs sich in einen Menschen verkleiden lässt, oder er übernimmt die Figur des blinden Mönches von Robert Louis Stevenson (»Masseuse«). Auch durch die etwas breitere musikalische Palette gelingt es Dawson mit »Peasant« deshalb, gleichzeitig zugänglicher als auch herausfordernder denn je zu klingen.