Review

Nepumuk & Sir Serch

La Bohème

Sichtexot • 2017

»Die Oligarchen im Wunderland« bzw. »Der exzentrische Vagabund und der Rapper mit dem Penis«, gestatten: Sir Serch und Nepumuk. Man kennt sie, Untergrund und so. Eben noch waren sie shoppen bei Aldi Süd, jetzt sind sie schon Trademark als »La Bohème«. Weil sie sich besser auskennen als das Pack, besseren Geschmack beweisen und vorgeben, ihn sich leisten zu können. Das macht sie mit voller Absicht zu Exoten in der Randgruppe, gelebter Sichtexotheismus halt. »La Bohème« sind die Minigolfer im Kegelverein, zwanghafte Lästermäuler, wie man sie selten stilvoller das Leergut hat abgeben sehen und die die ruhige Kugel zwar im Kleinen schieben, aber dafür eben ständig. Mit den Unzulänglichkeiten der unvermeidlichen Postmoderne gehen sie um wie mit Endgegnern: Spielerisch. Wer so verfährt, muss sich die Lust am Spielen natürlich bewahren. Weil der Spaß an der Sache sonst zum Struggle verkommt, zum »Mensch ärgere dich nicht«. Und das ist heute, Retro-Romantik hin oder her, maximal leidlich konkurrenzfähig – was wiederum wurscht ist, so als »La Bohème«. Wohlwissend, dass es kaum Inhalt braucht, solange man zitierfähig ist, sporten Sir Serch und Nepumuk ihre Libertinage per I-don´t-give-a-shit-Ansatz zwischen »Lego« und »Zellteilung«, »Sodomie« und »Schwanzvergleich«. Der boombappige Rumpeljazz, den Nepumuk unter seinem Producer-Alias Knowsum in die Apparate geklopft hat, kommt da gerade recht.