Review

Various Artists

Digital Zandoli 2

Heavenly Sweetnes • 2017

Vor einigen Jahren kam unter den Global-Music-Diggern ein Begriff auf: ZOUK. Auch wenn häufig als homogener Genrebegriff genutzt, handelt es sich hierbei viel eher um einen durchlässigen Versuch Musik aus den Westindischen Inseln respektive Antillen zusammenzufassen. Die verschiedenen Inselgruppen, die dem amerikanischen Kontinent im Atlantik vorgelagert sind, sind natürlich recht heterogen und strecken sich von Kuba bis vor die Küste Venezuelas. Fragwürdig kompliziert äußert sich hier der Einfluss der Kolonialgeschichte. So findet man französisch, britisch, US-amerikanisch, niederländisch, spanisch und portugiesisch beeinflusste Inseln und Kulturen. Die beiden DJs und Labelmacher Julien Achard (Digger’s Digest) and Nicolas Skliris (ex-Superfly Records) legten 2016 mit der Compilation «Digital Zandoli« und dem dazugehörigen Mixtape einen wichtigen Grundstein, um die Musik der (vornehmlich) französischen Antillen wie z.B. Martinique zu erschließen und in einem Handstreich den Zouk-Begriff auch in Frage zu stellen. Das Auseinanderzerren der verschiedenen Inseln zeigte sich insofern als recht ergiebig und gewinnbringend, als das die Spezialisierung nicht etwa Konformität herstellte, sondern ein breites Bild musikalischer Exkurse in Funk, Boogie, folkloristischer Disco und eben (Proto-)Zouk zeichneten. Auf der zweiten Exkursion wird dieser Weg konsequent weiterverfolgt. Rare (und teure) Tracks – vornehmlich aus den Achtzigern – werden ausgekramt und neupräsentiert. Zwölf weniger durch Französisch als meist mehr durch Kreol und Pidgin getragene Tracks warten diesmal auf einen. Der Opener »Ban Di Fwam« von Coco Fabert La Uwa klingt ein wenig nach Dancehall mit zwitschernden Sechzehntel-Trap-Hi-Hats und gehört zu den Geheimtipps auf der Platte. »Blanc é Noir« im Instrumental von Juliane ist hingegen eine synthige Boogienummer und bildet vielleicht die zurückgelehnteste Nummer. Viele Perlen eines aus europäischer Sicht dummerweise meist homogenisiert-betrachteten Bereichs der Erde versammeln sich auch hier auf der zweiten Fassung und warten darauf entdeckt zu werden.