Fulgeance – »Ich will mich nicht einschränken«

16.09.2011
Foto:Valentin Menedetter
Fulgeance zählt gemeinsam mit Onra und Häzel zu einer neuen Generation an französischen Beatbastler. Wir trafen ihn zum Gespräch über die Vielfalt der elektronischen Musik und Wege, diesen gerecht zu werden.

Fulgeance zählt gemeinsam mit Onra und Häzel zu der neuen Generation an französischen Beatbastler. In jungen Jahren spielte Pierre Troel bereits Bass und entdeckte dann seine Liebe zur MPC – es erschien nur logisch das der nächste Schritt sein musikalisches Debüt sein würde. Alles begann mit seinem Peter Digital Orchestra im Jahr 2008, mit dem er bald in große Clubs gebucht wurde – eine EP folgte. Weitere Synonyme mussten her, Souleance und Fulgeance waren weitere Möglichkeiten um sich musikalisch zu verwirklichen. Seine Produktionen zeugen von unheimlicher Vielfalt – alles scheint perfekt überlegt und durchdacht. Vom Synthesizer über Drums bis hin zu kleinen Sounds im Hintergrund wird nichts außer Acht gelassen. Fulgeance beweist immer wieder das auch einfache Dinge sehr gut funktionieren können. Dieser Produzent hat sicher noch lange nicht seinen Zenit erreicht und wird die internationale Menge mit seinen Beats begeistern.

Du hast sehr viele Aliase – Fulgeance, Souleance, Peter Digital Orchestra – wie kam es zu alldem?
Fulgeance: Ich habe zunächst Bass gespielt, in Bands, und auch ein wenig Keyboard mit meiner Mutter. Dann fand ich heraus, dass es sehr schwer war, sich mit einer Band zu entwickeln, dass jeder am gleichen Strang zieht. Ich wollte mehr machen, Platten, live spielen, singen und all das. Ich bin dann auf die MPC 2000 gekommen – so entdeckte ich die Musik mit Beats und Bass und auch das Improvisieren damit war sehr interessant für mich. Danach begann ich House zu produzieren, sogar Breakbeat. Ich entwickelte mich weiter zu dem »wonky« Zeug, zu elektronischem Hip Hop wie der von Prefuse 73 und Dabrye. Ich fühlte mich wohl, meine eigenen Sachen zu spielen und zu improvisieren. Das ist der Grund warum ich so viele Kanäle habe – es gibt so viel Musik, die ich mag und die ich produzieren möchte, da will ich mich nicht einschränken.

Das Peter Digital Orchestra war also dein erstes Projekt?
Fulgeance: Ja, aber es gab davor noch ein anderes Projekt – wir haben zwei EPs gemacht, es hieß Connecticuts. Es war Scratch MPC basierte Musik. Ich arbeitete daneben jedoch auch am Peter Digital Orchestra. Das Connecticuts-Projekt war mein erstes wirkliches Live-Ding, das ich versuchte zu fördern. Später gingen wir alle getrennte Wege. Danach kam Fulgeance und dann Souleance mit Soulist.

Wie kam es dazu?
Fulgeance: Wir wurden beide für ein Kurzfilmfestival in Frankreich gebucht und trafen uns dort zum ersten Mal – wir bespielten gemeinsam die Abschlussparty. Wir hatten noch nie zuvor miteinander gespielt – wir verstanden uns sofort wunderbar. Wir spielten Funk und House, das klappte gut. Also überlegten wir uns, dass wir etwas machen sollten; zuerst dachten wir an Whitelabels und dann fanden wir das Label First Word. Die Idee war es Re-Edits zu machen, aber schlussendlich machten wir unsere eigenen Sachen. Wir wollten es live präsentieren, mit einem Laptop, Scratches und einer MPC. Es geht hier jedoch mehr um das Funk- und Soul-Ding. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt. Er bringt die ganzen Samples und ich kann dann meine Produktion einfließen lassen.

Also funktioniert jeder Name für ein anderes Publikum – Fulgeance ist ja mehr Bass und Low End orientiert…
Fulgeance: Manchmal kommen die gleichen Leute auch zu Peter Digital die ich mit Fulgeance anziehe. Die Sache ist, dass ich verschiedene Manager für verschiedene Projekte habe – ich mache sogar einiges selbst. Also passiert es, dass Leute mich als Fulgeance, Peter Digital oder Souleance ankündigen – das ist ein Grund warum ich dreimal hintereinander ins gleiche Land reisen kann. (lacht)

Du betreibst auch ein Label, Musique Large…

Fulgeance: Es ist eine große Sache zu sagen, dass ich es betreibe, es ist wie eine Familie. Wir tun, was wir können, mit dem wenigen Geld das wir haben. Im heutigen Plattengeschäft ist es wirklich schwer Erfolg zu haben, aber wir sind stolz darauf. Wir bringen unsere zehnte Platte heraus, das wird Ben Butler and Mousepad sein. Einer meiner besten Freunde gründete das Label und ich war der erste, der unter Vertrag genommen wurde. Das ist auch ein Grund, weshalb ich mehr involviert bin. Einerseits bin ich ein Künstler, andererseits versuche ich dabei zu helfen, Leute für Remixes zu finden und neue Promotion Ideen zu kreieren.

Was wirst du mit deinen Projekten in Zukunft machen?
Fulgeance: Ich habe gerade eine LP als Fulgeance fertig gestellt, die wird Ende Oktober auf Melting Pot Music herauskommen,. Das Album besteht aus Tracks, die den Städten gewidmet sind, die ich besucht und lieben gelernt habe. Es ist schade, denn ich habe keinen Track für Wien, aber ich glaube ich werde einen mit Loud Minority machen. Es waren so viele Städte von denen ich wählen musste. Jede kriegt einen Track. Es wird auch eine LP von Souleance geben, aber erst nächstes Jahr. Wir wollten sie im Oktober herausbringen aber ich hatte keine Zeit für den finalen Mix – ich möchte die Dinge ordentlich machen. Ich werde auch eine EP als Peter Digital machen – vielleicht wird das ein Gratisdownload, denn ich hasse es manchmal, warten zu müssen und die Tracks werden alt. Ich hätte gerne ein Sublabel von Musique Large, wo ich Musik rausbringen kann, wann ich möchte. Ich liebe es Platten zu machen: Vinyl! Aber es ist nicht so einfach. DJs verwenden Serato und die Dinge sind jetzt ganz anders…