The Sugarman 3 – »Wir verschmolzen zu einem Ganzen«

28.05.2012
Foto:Nick Gordon.
Neal Sugarman hat mit seinem Label Daptone Records im vergangenen Jahrzehnt das Wiederaufleben authentischer Soulmusik mitzuverantworten. Nun erscheint mit »What The World Needs Now« ein neuerliches Statement seiner Kombo The Sugarman 3.

Zehn Jahre sind verflogen seit »Pure Cane Sugar«, dem dritten und letzten Album von The Sugarman Three. In der Zwischenzeit tourten die Bandmitglieder in verschiedenen Formationen über die Bühnen und durch die Studios der Welt. Bandleader Neal Sugarman sammelte im Laufe des vergangenen Jahrzehnts Ideen, die jetzt in nur vier Tagen in straffen Recording Sessions verewigt wurden. Das Ergebnis fügt sich nahtlos in die Diskografie von Daptone Records ein, ist allerdings im Gegensatz zum funkigen Vorgänger eher vom Jazz beseelt. Neil Sugarman erzählt im Interview von der erfreulich guten Entstehung des Albums, aber auch von weniger erfreulichen Dingen.

Kannst du kurz umreißen, inwieweit »What the World Needs Now« eine typische Daptone-Platte ist und wo sich das Album vom Sound des Labels unterscheidet?
Neil Sugarman: Ich denke, selbst innerhalb des ohnehin künstlerischen Daptone Universums ist »What the World Needs Now« noch etwas sehr künstlerisches. Es umfasst viel von dem grundlegenden Sound, der Daptone ausmacht – nämlich Raw Soul Musik, die in einer natürlichen Umgebung ohne technischen Schnickschnack aufgenommen wird. »Typisch« sind die beteiligten Musiker und Produzenten, die größtenteils aus unserer musikalischen Familie stammen. »Untypisch« ist wohl das jazzige Feeling, das den Solos und Songs im Allgemeinen zugrunde liegt.

Ein ganzes Jahrzehnt ist seit eurem letzten Album verstrichen und es ist eine Menge passiert. Zu welchen maßgeblichen musikalischen Unterschiede hat das gegenüber dem Vorgänger geführt?
Neil Sugarman: »Pure Cane Sugar« wurde mit der Absicht geschaffen, ein Funk-Album aufzunehmen und ermöglichte uns, ausgiebig zu touren. »What the World Needs Now« ist in nur vier Nächten entstanden und die Idee dahinter war, Stücke auszuwählen, von denen ich vermutete, dass sie sich für diese Bandkonstellation richtig und natürlich anfühlen würden. Deshalb glaube ich auch, dass das Ergebnis besser funktioniert als einige der alten Aufnahmen.

»Wir waren einfach im Flow und verschmolzen zu einem Ganzen. Genau das erhofft man sich immer, wenn man ins Studio geht und dieses Mal ist alles optimal abgelaufen.«

Neil Sugarman
Versuch bitte mal diese vier Aufnahmetage zusammenzufassen…
Neil Sugarman: Obwohl wir lange nichts zusammen aufgenommen hatten, konnten wir gefühlsmäßig genau da anknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Das meiste wurde dabei direkt im Studio komponiert: In der ersten Nacht haben wir mit Soundideen herumexperimentiert. Am Tag darauf haben wir gejammt und sind Ideen durchgegangen, mit denen ich ins Studio gekommen war. Am dritten und vierten Tag haben wir dann die Stücke aufgenommen. Diese vier Tage waren großartig und wir harmonierten unglaublich gut.

Gibt es etwas Bemerkenswertes zu einem der Aufnahmetage?
Neil Sugarman: Ich muss noch einmal betonen, wie beeindruckt ich davon bin, dass alles so gut lief, obwohl wir schon so lange nicht mehr zusammen gespielt hatten. Wir waren einfach im Flow und verschmolzen zu einem Ganzen. Genau das erhofft man sich immer, wenn man ins Studio geht, aber es funktioniert nicht immer. Dieses Mal jedenfalls ist alles optimal abgelaufen.

Stell dir vor, du hättest dir spontan eine(n) Sänger(in) deiner Wahl ins Studio bestellen können: Wer wäre das gewesen?
Neil Sugarman: Schwierig. Bevor wir mit dem Touren aufhörten, spielten wir viele Gigs mit Lee Fields, der immer noch einer meiner Lieblingssänger da draußen ist. Ich liebe Lees Arbeit mit Truth & Soul, vermisse aber seine bluesigere Art zu singen, wie man sie bei unseren gemeinsamen Schaffen hören konnte. Mit ihm will ich noch weiterhin aufnehmen.

Ein Teil der Erlöse des Albums kommt der Forschung über Gehirn-Tumore zugute. Was hat es damit auf sich?
Neil Sugarman: Die Idee zum Album ist vollkommen losgelöst von der Spendenaktion. Allerdings wurde meinem Bruder vor kurzem ein Gehirntumor diagnostiziert, was mich natürlich tief betroffen hat. Eine Heilung und Wissen über die Entstehung existieren nicht wirklich; bekannt ist lediglich, dass es sich rasend schnell verbreitet. Ich bin froh, dass ich durch die Spende einen kleinen Beitrag zur Forschung auf diesem Gebiet beitragen konnte.