Odd Future Wolf Gang Kill Them All – Live am 20.8. im Huxleys in Berlin

21.08.2012
Foto:Christoph Voy
Mit ihrer Show zeigte das Hip Hop-Kollektiv aus L.A., dass wenn man sich selbst unterhalten fühlt, kann man auch das Publikum gut unterhalten. Der Wahnsinn hat dabei System und ist unaufhaltsam. Das Chaos ist das alles verbindende Prinzip.
Das Hip Hop-Kollektiv Odd Future Wolf Gang Kill Them All aus Los Angeles war am Montag erneut zu Gast in Berlin, diesmal mit ihrem Pop-up Laden »Sweatshop« und einem Konzert im Huxley’s Neue Welt. Beide Events zogen Horden von Autogramm und Instagram jagenden Fans in Odd Future-Kluft an: neonfarbene Ringelsocken mit »OF«-Emblem, »Golf Wang«-Caps mit der Signatur des umgekehrten Kreuzes oder das Katzen T-Shirt. Die Jungs, nicht viel älter als ihre Fans, blieben gelassen und waren mehr als glücklich auf Caps, T-Shirts und Bäuchen unterzeichnen zu dürfen, wenn auch Tyler manchmal brüllte »Back up! Back the fuck up!« und die Fans für eine Sekunde verunsicherte, bis sie realisierten, dass es nur ein Spaß war. Das Konzert begann mit Taco als DJ, der, ganz allein, verschiedene Melodien spielte wie Jay-Z und Kanye West’s »Niggas in Paris« und dabei tanzte als stünde er alleine vor seinem Schlafzimmerspiegel. Nach und nach sprang der Rest der Gang, Hodgy Beats, Domo Genesis, Jasper Dolphin, Tyler the Creator, Mike G und Left Brain auf die Bühne, getrieben von einer Kraft aus Wut und Vertrauen. Die Jungs sind gute Unterhalter, weil sie selbst gut unterhalten sind. Sie treiben gegenseitig Schabernack miteinander, reden Quatsch auf der Bühne und kichern über das, was die anderen so machen – als hätten sie eine Jam-Session in ihrem Studio. Doch Interaktion mit dem Publikum gibt es auch: »I fucking hate Nick Cannon! Who do you guys hate?« fragt Tyler. »My stepmother!» ruft ein lila-haariges, schwarz gekleidetes und von Piercings bedecktes Mädchen, dass dem frischen Hipster-Schema der anderen Fans nicht folgt. »Fuck your stepmother!« antwortet Tyler und bringt das Mädchen in Rage.

Während der ersten zehn Sekunden aus »Rella«, der Single aus »The OF Tape Vol. 2», sprang Hodgy Beats in die Menge, aber sein Surfversuch misslang. Und ein unerwartetes »Ow, my balls! My balls!« konnte im Publikum vernommen werden. Die Musik stoppt und die anderen Jungs lachen. Er kommt durch die Menschenmasse, trottet zurück auf die Bühne, kommentiert die Panne mit einem Schulterzucken und die Musik beginnt von Neuem, der Unterhaltungseffekt von seinem Unfall war so groß, dass er ebenso gut geplant gewesen sein könnte. Ungeachtet des Soundsystems, welches mehrere Male durcheinander geriet und der unerträglichen Hitze (»It’s as hot as the deep south in hurr. Where we eat friiiiied chicken and friiiied chicken stew«, sagt Mike G mit einem gefakten Südstaaten-Akzent, wobei er die Wörter in die Länge zieht) hielten die Jungs das Publikum so bei Laune, dass sich gegen Mitte des Konzerts eine Moshpit bildete wie man sie von einer Punk-Rock-Show kennt. So chaotisch wie dieses Kollektiv auf der Bühne ist, so umgibt sie auch ein konstanter Flow aus Chaos, ihre Musik und ihre Fans lassen sie nicht dem Odd Future-Wahnsinn entkommen. Nicht, bevor es wirklich vorbei ist.