Review

Polaroid

Senza Respiro

Dark Entries • 2018

Super Name: Polaroid. Klingt eigentlich nach einer Band, die zur festen Postpunk-Institution prädestiniert gewesen hätte sein müssen. So ganz scheint das bei den Turinern um Marcello Zavatto nicht geklappt zu haben. 1981 gegründet, erschien drei Jahre später ihre erste Cassette »Senza Respiro«, sechs Songs mit erkennbaren Vorlieben für die Düsterkeit von Joy Divison, zugleich mit Sinn für Funk-Aneignungen wie bei den Talking Heads. Viel mehr kam danach anscheinend nicht mehr. Durch den italienischen Gesang, der neben der Sprache meistens eine leicht andere Expressivität mitbringt als die Intonationen eines, nun, Ian Curtis, hat das Ganze immer auch etwas von New Wave-Canzone. Ein sehr eigener Charme. Vielleicht ist das das Tollste an »Senza Respiro« gerade dieser scheinbare Widerspruch zwischen dem, was man gemeinhin mit den »kaputten« Achtzigern verbindet, und dem Assoziationspaket, das mit italienischen Stimmen einhergeht, diverse Stereotype eingeschlossen. Der Vinyl-Reissue von Dark Entries ergänzt noch vier Stücke aus der späteren Phase der Band – man löste sich 1987 wieder auf –, und da ist die Stimmungslage gleich noch eine Spur dunkler geworden. Molto gotico, aber in gut. Entdeckung, wie bei dem Label praktisch schon die Regel.