Review

Pearls Before Swine

Balaklava

Drag City • 2018

Die traurige Nachricht – oder Erinnerung – zuerst: Tom Rapp, Sänger, Gitarrist und Kopf von [Pearls Before Swine](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/5815/pearls-before-swine,) ist im Frühjahr gestorben. Kaum ein Jahrzehnt lang hatte er in den 1960er und 1970er Jahren mit seiner Band für leise vorgetragene musikalische Überraschungen gesorgt, aber nicht für ausreichend Einkünfte. Später wurde er, nach einem Jurastudium, erfolgreicher Bürgerrechtsanwalt. Davor war ihm 1968 etwa das zweite Pearls Before Swine-Album »Balaklava« gelungen, das jetzt nach 50 Jahren neu aufgelegt wird. Weird Folk gab es damals auch schon, kann man den elf Songs entnehmen. Und Folk war zudem weit mehr als sanfter Gesang zu akustischer Begleitung. Bei Pearls Before Swine war da auf dieser Platte eine Fülle an Details, von – einigermaßen verbreitet – Field Recordings mit Vogelstimmen über – schon eigenwilliger – geflüsterte Herodot-Zitate im Hintergrund und stets neue überraschende Arrangements – bis hin zu einer Coverversion von Leonard Cohens »Suzanne«, bei der Rapp die Melodie kurzerhand mit anderen Harmonien unterlegte. »Ring Thing« schließlich dürfte der wohl unheimlichste Song sein, der Tolkiens »Lord of the Rings« musikalisch illustriert. Hier mit Dudelsack-Drones und bedrohlich scheppernden Gongs. Gemessen, aber höchst effektiv, während von Mordor die Rede ist. Überhaupt die Texte: Ein Mann fürs Behagliche war Rapp nicht. Unbequemer Klassiker von abgründiger Schlichtheit.

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