Review

Toro y Moi

Outer Peace

Carpark • 2019

Mit seinem inzwischen sechsten Album als Toro Y Moi hüpft Chaz Bundick weiter lustig von Genre zu Genre, wie es ihm gerade gefällt. Der zuletzt angesagte R‘n‘B-Vibe mit Ambient-Elementen des eher melancholischen Vorgängers »Boo Boo« ist zwar noch vorhanden, z.B. im kurzen »Monte Carlo«. Ansonsten gibt aber die vorab veröffentlichte Single »Freelance« die neue Richtung – nämlich ab auf die Tanzfläche – vor. So Club-orientiert und Beat-lastig wie auf »Outer Peace« kennt man Toro y Moi bisher nur von seinem Nebenprojekt Les Sins Gebrochen wird das Upbeat-Disco-Feeling aber verlässlich durch seinen zwar oft Effekt-beladenen, aber immer einfühlsamen Gesang genauso wie durch die teils bitterbösen Lyrics, etwa über den desillusionierenden Job-Markt (»Freelance«) oder über Kulturgüter als Wegwerfprodukte in »Ordinary Pleasure«. Dazu werden alle Register (immer noch) aktueller Studio-Tricks gezogen, von Trap- und House-Beats bis zum scheinbar unvermeidlichen Autotune. Die Produktion ist so poliert und Radio-kompatibel, dass die zehn Songs auch komplett im Hintergrund laufen könnten – was laut Toro y Moi sogar gewollt ist. So gesehen (und gehört) kann diese kurzweilige halbe Stunde sowohl als Meta-Kommentar auf die besungene Aufmerksamkeitsökonomie heutiger Tage samt ihrer Verwertungslogiken und Verwertungszyklen verstanden werden, als auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Kreativität und eben als Teil dieses Kulturbetriebes sein. Das Konzept »oberflächlicher leichter Genuss gepaart mit kritisch-ironischen Inhalten« geht auf »Outer Peace« jedenfalls auf – und wer sagt überhaupt, dass man beim Tanzen den Kopf abschalten muss?