Review

Robag Wruhme

Venq Tolep

Pampa • 2019

Robag Wruhme ist zurück oder: überhaupt erst gelandet. Als Wanderer über dem Baumkronenmeer steht er auf dem Cover von »Venq Tolep« mit frischem Raumanzug und schaut vermutlich über das Saaletal zurück in die Vergangenheit. Dort muss die Erzählung seines zweiten Albums für Pampa sowieso beginnen, genauer mit »Thora Vukk« seiner letzten LP dort. Das Jahr ist 2011, alle reden von Deep House und niemand weiß so ganz genau, was das eigentlich heißt, doch sind sich alle einig, dass Minimal endlich zurecht wieder in die Bretterverschlagclubs dieser Welt verbannt wird. »Thora Vukk« ist ein gleichermaßen elegantes wie experimentelles Album, das seine sanft pluckernden und stampfenden Rhythmen als Unterlage für Soundspielereien nimmt, der zu dieser Zeit höchstens Nicolas Jaar mit »Space Is Only Noise« das Wasser reichen kann. Die House-Szene Jenas erlebt einen unwahrscheinlichen Hype, alle Welt redet plötzlich von Robag Wruhme und der… lässt erstmal wenig von sich hören. Ein paar verstreute EPs, eine Handvoll Remixe pro Jahr, nur der Nachfolger zum internationalen Durchbruch schiebt sich hin. Tatsächlich bildet »Venq Tolep« die komplette Schaffenszeit Gabor Schablitzkis von 2012 bis 2019 ab und klingt wie seine LP dermaßen aus einem Guss, dass es fast unheimlich wäre. Wenn es denn nicht so freundlich klänge. Die Zutaten sind im Grunde ähnliche: Lysann Zander von stereofysh ist auf zwei Tracks vertreten, am Ende gibt es wieder Overvoices über zarte Pianoklänge zu hören und zwischendrin schauen noch Sidsel Endresen und Bugge Wesseltoft vorbei beziehungsweise arbeitet Schablitzki Oxias Minimal-Smasher »Domino« zu einem marschierenden Stück mit viel Flirrtönen um und dazwischen wirkt alles wie in pastellfarbene Zuckerwatte eingewickelt und mit Realitätseffekten durchgepudert. Toll ist das, weil es denselben unaufdringlichen Flow hat wie einst »Thora Vukk« und genial ist es, weil es zwischendurch noch viel besser, stilistisch diverser und versierter klingt als je zuvor. Die neue Welt, die Robag Wruhme nach langer Abwesenheit wieder besucht, sie leuchtet ein weiteres Mal in den kräftigsten Tönen auf. Ihm zuliebe, ihm sei Dank.