Review

Desmond Coke

Let’s Chase The Sun

Emotional Rescue • 2019

Kollegen verpassten Desmond Coke aufgrund seines Improvisationstalents den Spitznamen »Fatfingers«. Dennoch blieb der Multiinstrumentalist, der sich Piano, Schlagzeug und Saxofon als Jugendlicher selbst beibrachte, ein Talent aus der zweiten Reihe. Seine Rechnungen bezahlte Desmond Coke mit Engagements für Künstler wie Alton Ellis, Prince Fari und Barrington Levy. Dementsprechend blieb das 1989 erschienene Soloalbum »Let‘s Chase The Sun« ein gut gehütetes Geheimnis des modernen Souls. Emotional Rescue hat den Schatz nun zutage gebracht und die Originalbänder in einer überarbeiteten Form neuveröffentlicht. Die Platte verschmilzt Jazz, Reggae und Soul mit für die Achtzigerjahre typischen Synthie-Elementen. Durch die einfachen technischen Aufnahmemittel entfaltet »Let‘s Chase The Sun« den Charme eines Garage-Rock-Projekts. Trotz Cokes musikalischem Talent rekrutierte er eine Vielzahl an Gastmusikern – unter anderem auch aus der eigenen Familie. Die Schwestern Winifred und Paulette kümmerten sich um Percussions, Hintergrundgesang und die Synthesizers. Damit endet die musikalische Vielfalt aber nicht. »I Need Somebody« beginnt mit einer einprägsamen Xylofon-Melodie, die Coke mit flehenden Zeilen darüber belegt, dass er jemanden brauche, der ihn versteht. Selbstverständlich meint er damit keinen Psychiater, sondern eine Frau, die Zeit für ihn hat. »Let‘s Chase The Sun« ist Musik über die Liebe. Desmond Coke besingt allerdings nicht das Verknalltsein, sondern die Vorteile erwachsener Beziehungen jeglicher Art. Dass kann in Nachwuchs gipfeln (»Let‘s Make A Love Child«), aber auch in einer Freundschaft fürs Leben (»Mesmerise A Friend«). Weil mit »It‘s Over Now«, »On Monday« und »There‘s No Place Like Home« gleich drei Stücke der Originalveröffentlichung fehlen, gibt es Abzüge.