Review

Lee Hazlewood

400 Miles From L.A. 1955-56

Light In The Attic • 2019

»Summer Wine«, »Some Velvet Morning«, »These Boots Are Made For Walking«. Zusammen mit Nancy Sinatra hatte Lee Hazlewood in den 1960er Jahren eine ganze Reihe von Mega-Hits. 1955 und 1956, als die Aufnahmen der hier vorliegenden Zusammenstellung entstanden, machte der Radio-DJ aus Phoenix Arizona aber gerade seine ersten Erfahrungen im Musikgeschäft. Lee Hazlewood nahm in diesen frühen Jahren eine Menge bis heute unveröffentlichter Songs und Demoversionen von später auf seinen Soloalben verwendetem Material auf. Eingespielt nur mit seiner sanften Stimme und einer akustischen Gitarre waren die Tracks eigentlich nicht zur Veröffentlichung bestimmt. So klingt seine Musik hier zwar manchmal etwas skizzenhaft und sympathisch unfertig, stets aber sehr persönlich und intim, berührend und in ihrer Beschränkung auf das Wesentliche absolut zeitlos. Die Lieder auf »400 Miles From L.A. 1955-56« erzählen von beginnender Liebe im Greyhound Bus genauso wie von Stierkampf und Psychotherapie und zeigen Lee Hazlewood in einer spannenden Phase der Suche nach seiner Rolle als Künstler und Songschreiber. Zeitgleich gründete er seine eigene Plattenfirma Viv Records, castete Musiker und kümmerte sich selbst um Pressung und Vertrieb der Musik seines Labels. Der große Durchbruch blieb allerdings aus; auch seine erste Band mit Duane Eddy, Al Casey und Sanford Clarke hatte nur lokale Erfolge. Erst als Lee Hazlewood dann 1964 nach Los Angeles zog und Nancy Sinatra traf, wendete sich schließlich das Blatt.