Review

Arca

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Pan • 2020

Alle paar Jahre gibt es diese Beat-Wunderkinder, die irgendwo aus den Untiefen des WWW auftauchen. Hudson Mohawke war mal so eines, Toro Y Moi auch. Als Arca zu Beginn des letzten Jahrzehnts mit dem Debüt »&&&&&« über die globale Club-Szene zwischen Grime, Dubstep, IDM und Trap hereinbricht, sind sich Hipster, echte Auskenner und zum Beispiel auch Kanye West schnell einig, dass Alejandra Ghersi, so ihr bürgerliche Name, den Klang der Zukunft designt. Ja, vieles, was heute durch die Medien als Conceptronica oder Deconstructed Clubmusic gejagt wurde, findet hier schon statt: juvenile Fruity-Loops-Mentalität, Postgender-Haltung, Postgenre-Musik. Überhaupt alles und nichts passiert gleichzeitig. Der Transit als Dauerzustand. Und, ganz wichtig: Digital, nicht analog. Statt Samples von Vinyl-Flohmärkten zu diggen oder Retro-Synthesizer zu modellieren, strotzen sich Soundcloud-HeimwerkerInnen wie Arca auf das Kuriositätenkabinett Internet. »&&&&&« erschien als 25-minütiges Suprise Mixtape, reichte aber aus, um klarzustellen, dass die Zukunft ab jetzt nur noch ein paar Mausklicks entfernt war. Arcas technoider Warehouse-Pop zersplitterte mit jedem Beat und Break die Grenzen zwischen Avantgarde und Pop, Rätsel und Lösung, Work-In-Progress und abgeschlossenem NYU-Studium. Wilkommen im Cloud-Zeitalter. »&&&&&« war aber vor allem ein ideenreicher Klotz Prototyp-Instrumentals über, mit und von aus einer Produzentin, die wenig später auch für FKA twigs Kelela oder Björk Regler und Grenzen der Pop-Musik verschieben sollte. Es war der Soundtrack am Fuße eines neuen Selbstverständnisses. Von Pop, von IDM und ja, auch Arca selbst. Früher klang die Zukunft auch besser

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Arca
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