Review

Loscil

coast/range/arc//

Kranky • 2020

Scott Morgan gehört seit Beginn seiner Karriere unter dem Namen Loscil quasi fest zum Inventar des Labels kranky oder veröffentlichte dort zumindest das Gros seiner Solo-Album. Anders die im Jahr 2011 erschienene LP »coast/range/arc//«, welche nun aber auf der Chicagoer Institution erstmals auf Vinyl als remasterte Version plus Bonus-Track neu aufgelegt wird. Morgans Ambient-Entwurf zeichnete sich von jeher durch das produktive Wechselspiel zwischen satten, mal droneigen oder dubbigen Klangflächen und dezenten Electronica- und Techno-Anleihen aus. Durchdrungen wird diese Mischung von einer spürbar melancholischen Atmosphäre, das Resultat ist der perfekte Soundtrack für graue Regentage. Nach dem wunderbar launischen und elegischen »Endless Falls« konzentrierte sich Morgan auf »coast/range/arc//« aber maßgeblich auf sich langsam windende Soundscapes, welche sich ihre Inspiration aus der nordamerikanischen Bergwelt holten. Das klingt nicht nur auf dem Papier nach einem Thema für Biosphere und Thomas Köner, sondern geht mit ähnlichen Methoden ans Werk. Field Recordings und Drones werden zu intensiver Dichte miteinander verflochten, nur selten treten wie auf »Fromme« rhythmische Figuren auf, Beats fehlen durchgehend. Das braucht es auch nicht, denn auch ohne sie strudelt dieses Album mächtig und behäbig vor sich hin. »coast/range/arc//« ist ein gleichermaßen frostiges wie romantisches Werk, das eine schwer in Worte zu fassende Erfahrung vermitteln möchte: der Mensch ganz klein vor türmendem Gestein. Nachdem auf der Erstversion mit »Goat Mountain« ein beinahe an die lichteren Sunn O)))-Momente erinnernder Monolith stand, wird die Rundreise entlang der Kaskadenkette nun mit dem neuen Stück »Black Tusk (Descent)« wieder liebevoll auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ein schöner Comedown. Dafür schließlich war die Musik von Loscil schon immer wie prädestiniert.