Review

Route 8

Rewind the Days of Youth

Lobster Theremin • 2020

Aus dem Meeresrauschen erhebt sich die dröhnende Bassline von Laurent Garniers »Flashback«. Zumindest klingt es so, bis die ersten Synthie-Tupfer in den Mix gestreut werden und sich der Track als ein anderer herausstellt. Um einen Flashback allerdings handelt es sich beim Debütalbum von Route 8 allemal. So wie sich der ungarische Produzent nach der Straße benannte, über die er einst düste, um seine Großmutter zu besuchen, so betitelt er die LP »Rewind the Days of Youth«. Nostalgie war schon immer ein Kernelement von Gergely Szilveszter Horváths Musik, als er zum Höhepunkt des Lo-Fi-House-Hypes seine ersten Releases veröffentlichte. Jetzt wälzt er sie auf neun Tracks aus und sich selbst mit wohligem Grinsen drin. Nach dem Ambient-Intro geht es weiter über die Autobahn Richtung Vergangenheit, vorbei an rhythmisch ausgefuchstem Techno und käsigem House mit plakativ eingesetzten Vocal-Samples, einem Dub-Stück, einer gemeinsam mit Quails eingespielten und sehr sehnsüchtigen Trip-Hop-Nummer sowie einem weiteren Stück voll sphärischer Balearen-Reminiszenzen, bevor ein hibbeliges IDM-Stück mit Acid und Fanfaren den Abschluss macht. Eine Geschichte erzählt das nicht unbedingt, will aber sowieso vor allem ein Gefühl verdeutlichen: Weißt du noch, damals, mit offenem Verdeck im Sommer auf der Schnellstraße…? Das rutscht nur deswegen nicht in den Totalkitsch ab, weil Horváth ein exzellenter Produzent und ein guter Arrangeur ist, der viele Tricks auf Lager hat und trotzdem sparsam mit ihnen umgeht. So sehr ihr Macher doch vom Gestern besessen sein mag, geht es mit dieser Musik doch vorwärts – auch wenn das Intro zuerst etwas anderes vermuten lässt.