Review

Future Islands

As Long As You Are

4AD • 2020

Schon viel wurde über die authentische Uncoolness von Future-Islands-Sänger Samuel T. Herring geschrieben: inbrünstig singend mit T-Shirt im viel zu hohen Hosenbund sorgte er 2014 bei David Letterman für den kommerziellen Durchbruch seiner Band. Seither ist viel passiert, was man auf dem mittlerweile sechsten Album »As Long As You Are« nachhören kann. Nicht nur haben sich die Wogen in Herrings Liebesleben etwas geglättet und sich dadurch seine Psyche stabilisiert, nach ewigen Touren ist auch endlich die gehetzte Rastlosigkeit von Future Islands abgefallen; man ist ganz bei sich angekommen. Im Falle Herrings ist damit konkret die schwedische Einöde bei Malmö gemeint. Dort bei seiner Freundin gelang es ihm, mit etwas Abstand vor allem auf die US-amerikanische Gesellschaft zu blicken, so dass man sagen kann, dass »As Long As You Are« trotz erwartbarer Balladen tatsächlich ein politisches Album geworden ist. Neben der persönlichen Gefühlswelt geht es in den elf neuen Songs auch um fehlgeleiteten Nationalismus, unzureichenden Umweltschutz und gekürzte Bildungsetats. Musikalisch gibt es hingegen leider nicht so viel Neues: Ihr Synth-Pop, auch hier unterfüttert mit dezent gesetzten Anleihen aus New Wave oder Post-Punk, müsste sich wohl stellenweise Beliebigkeit und die Nähe zum Kitsch vorwerfen lassen, wäre da nicht Herrings Bariton und sein variabler Vortrag zwischen Flüstern und Kreischen, der das Album zusammenhält. Eine handvoll Sound-Details und das flottere Tempo von Songs wie »The Painter« deuten eine musikalische Weiterentwicklung eher nur an. Man könnte aber auch sagen, dass die Band ihren Sound schon vor Langem gefunden haben und ihn nun perfektioniert haben – das würde auch zum politischen Reifungsprozess passen: Future Islands sind einfach erwachsen geworden.