Review

The Budos Band

Long In The Tooth

Daptone • 2020

Die Orgel noch etwas hochgepitcht und los geht‘s mit dem Titeltrack: funky Schlagzeug-Groove, fetter, mehrstimmiger Bläsereinsatz, ein markantes Bass-Riff und eine vom Wüstenwind angeraute Twang-Gitarre – mehr brauchte The Budos Band noch nie, auch nicht auf dem neuen, mittlerweile sechsten Album. Zum 20. Jubiläum der Bandgründung und zugleich zum 15. Jahrestag der ersten Albumveröffentlichung ist »Long In The Tooth« sowohl ein Beweis für Be- wie Eigenständigkeit als auch eine feierliche Demonstration der mitreißenden musikalischen Stärke. Der Albumtitel lässt sich zwar – offensichtlich ironisch – mit »in die Jahre gekommen« übersetzen, gemeint ist aber wohl eher »routiniert«, »souverän« und »auf der Höhe ihrer Schaffenskraft«. Der Sound der neunköpfigen Band aus Staten Island wird oft als instrumentaler 70ies Psychedelic Funk mit Anleihen aus 60ies Soul, Afrobeat und Proto-Metal beschrieben, der meist männlich konnotiert besonders gut zum Autofahren oder als Soundtrack für Tarantino-Filme geeignet scheint. Die treibenden Budos-Instrumentals haben aber auch etwas Diabolisches und wirken stellenweise überzeichnet, so dass man sich diese elf neuen Tracks wunderbar als Soundtrack zu düsteren Comics wie »Hellboy« oder »Ghost Rider« vorstellen kann. Mit dem wie aus einem Guss klingenden »Long In The Tooth« könnte man wohl vorzüglich auf den ledrigen Schwingen eines Dämons durch die Unterwelt gleiten – ein Höllenritt als großer Spaß.