Review

Various Artists

La Locura de Machuca 1975-1980

Analog Africa • 2020

Mit der Angst vor dem Fremden versuchen Populist*innen gern nach Stimmen zu fischen. Mit der Lust auf Fremdes machen neugierige Menschen oft große Entdeckungen. Die dafür nötige Geisteshaltung hat man einfach, sie lässt sich nicht einüben. Manchmal scheint sie einen auch zu überfallen wie eine Erleuchtung. So klingt jedenfalls der Gründungsmythos von Discos Machuca, das sich durch Cumbia-Innovationen hervorgetan hat. Der Labelinhaber Rafael Machuca war nämlich zunächst als Steuerrechtsexperte erfolgreich, bevor er sich beim nächtlichen Besuch der Plaza de los Musicos im kolumbianischen Barranquilla zur Musik bekehren ließ. Wobei er sich auf neue Kreuzungen aus Afrobeat, Cumbia und psychedelischem Rock spezialisierte. Bei rund der Hälfte der auf »La Locura de Machuca 1975-1980« versammelten Nummern war er selbst als Komponist verantwortlich, oft stellte Machuca die Bands nach seinen Vorstellungen zusammen. Auf ansteckende Art seltsam klingt die von ihm bevorzugte Mischung, man bekommt zudem eine Ahnung, wo etwa der Cumbia-Dadaist Eblis Alvarez von den Meridian Brothers Anregungen für seine abseitigen musikalischen Einfälle erhalten haben könnte. Auf ihrem aktuellen Album hat Alvarez die Inspiration durch Machuca Records sogar ausdrücklich erwähnt. Ungeachtet aller Merkwürdigkeiten – schiefes Pfeifen, tribalistischer Beschwörungsgroove, drumcomputerverstärkter Rhythmus – steckt in den Stücke immer so viel Wumms, dass die kleinen Widerständigkeiten im Detail die Reibungsenergie nur noch erhöhen.