Review

Moggi (Piero Umiliani)

News! News! News!

Musica Per Immagini • 2021

Lediglich eine Handvoll seiner Alben hat der italienische Komponist Piero Umiliani unter dem Pseudonym Moggi veröffentlicht. Diese gehören allerdings zu den avanciertesten Werken des 1926 in Florenz geborenen Tonschöpfers: Hatte Umiliani sich bereits in den 1960er Jahren mit einer Fülle von Soundtracks zu Italowestern, Giallo-, Mondo- und Sexploitationfilmen – rund 220 Scores für Kino- und TV-Produktionen umfasst sein Werkverzeichnis – den Ruf eines Pioniers hinsichtlich der Verschmelzung akustischer, sinfonischer und elektronischer Musikerzeugung erworben, konnte er in diesen Library-Aufnahmen alle Beschränkungen seiner Auftragsarbeiten hinter sich lassen. Mit den 13 Tracks von »News! News! News!«, 1979 in seinem Studio Sound Work Shop produziert und in Kleinstauflage auf seinem gleichnamigen Label erschienen, widmet sich Piero Umiliani der Lebenswelt des aufziehenden Informationszeitalters. »Mah Nà Mah Nà«, sein größter Hit, ist hier meilenweit entfernt. Obwohl als »Background Music« gekennzeichnet, scheint der üblicherweise mit Library-Veröffentlichungen angesteuerte Verwendungszweck – Filmvertonung von Amateuraufnahmen – nicht an erster Stelle zu stehen: Überwiegend bedienen die Stücke nicht das Jingles-Format, sondern besitzen eher den Charakter instrumentaler Songs. Freilich bezieht Umiliani sich hier auf eine heute bereits untergegangene Ära der Medientechnik – wenn wie auf der avantgardistischen Minimal-Music-Nummer »Telescriventi« der Puls der Fernschreiber den Takt angibt –, dennoch wirken Synthesizerpassagen in Tracks wie »Scoop« oder »Prima Pagina«, aller nostalgischen Patina zum Trotz, auch im Abstand von 40 Jahren noch frisch und innovativ. Ob funky, etwa in »Ultimissime«, »Rotativa« oder »Dossier«, ob im intimen Jazz-Combo-Stil, beispielweise in »News!« oder dem famosen »Elzeviro« – Umiliani trifft stets einen gleichzeitig futuristisch und vertraut wirkenden Ton.