Review

Nancy Sinatra

Start Walkin’ 1965-1976

Light In The Attic • 2021

[Nancy Sinatra](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6583/nancy-sinatra,) die sich derzeit klar gegen Donald Trump positioniert, hat sich noch in den Sechzigern mit ihren Auftritten vor den US-Soldaten im Vietnam nicht nur Freunde gemacht. Während die Anti-Kriegs-Protestkunst ihren Zenit anvisierte, stand sie für reines Truppen-Entertainment. Immerhin wurde »These Boots Are Made For Walkin‘« damit zur Hymne der Soldaten – und 2020 in die Grammy Hall of Fame aufgenommen. Unwahrscheinlich, dass man jetzt endlich weniger Schuh- und Laufmetaphern in Artikeln über die Psych-Pop-Ikone zu lesen bekommt. Schuld daran ist auch diese Compilation namens »Start Walkin‘ 1965-1976«, die die wichtigsten Songs aus jener Zeit vereint. Darunter der eben erwähnte Hit, sowie weitere Titel aus der Zusammenarbeit mit [Lee Hazlewood](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/2716/lee-hazlewood,) die für Sinatras Gesang stilprägend war. Aber auch etwa das ursprünglich für die Tonne gejammte Cher-Cover »Bang Bang«. Daran, dass Sinatras Einfluss auch heute noch immens ist, haben schon andere Compilations erinnert. Trotzdem lohnt es sich, noch einmal hinzuhören. Gerade die so feinstrukturiert ins Akustische übertragene Spannung zwischen Hazlewood und Sinatra ist nämlich trotz allem bis heute nahezu beispiellos geblieben. Die oft kuriosen Genrebrüche in Hazlewoods Songwriting werden erst durch Sinatras lässig-gezielte Pronocierung logisch verbunden. Vor allem die Überarbeitung durch Mastering-Engineer John Baldwin macht den Audiorückblick groß; instrumentell reichhaltigere Stücke wie »You Only Live Twice« oder »Lightning‘s Girl« entfalten eine neuartige, grandiose Pracht. Mitsamt des Booklets mit Liner Notes von Amanda Petrusich (The New Yorker, Pitchfork) kommt die Platte als Pop-Gesamtschmankerl daher. Aufdrehen? Äh: let‘s go!