Review

Mouse On Mars

AAI

Thrill Jockey • 2021

Andi Thoma und Jan St. Werner sind auch im 28. Jahr als Mouse On Mars unermüdlich. Nicht einmal zwei Jahre nach dem Kollaborationsalbum »Dimensional People« überraschen die beiden mit »AAI«. Und wieder steht die Zusammenarbeit mit Dritten im Mittelpunkt des Albumkonzepts – doch statt Bon Iver, Beirut oder Spank Rock ist das kreative Gegenüber diesmal eine Künstliche Intelligenz. Louis Chude-Sokeis Text »Anarchic Artificial Intelligence«, eine Art alternative Geschichtsschreibung aus der Warte lernender Maschinen, bietet sowohl das Thema und die Vorlage für den Titel als auch direkte Zitate, die per Sprach-Algorithmus in die teils recht kurzen Tracks einfließen. Der Ansatz, eine KI auf das gemeinsame Musikmachen zu trainieren, erinnert natürlich an Holly Herndons Album »Proto«. Allerdings werden auf »AAI« verhandelte Themen offensiver und direkter angesprochen: Haben Maschinen Gefühle? Ab wann kann man künstliche Intelligenz als neues Leben bezeichnen? Wie wird künstliche zu organischer Intelligenz? Und was ist hier Code und was musikalische Intuition? Das ist große innovative Klangkunst, die aber nie akademisch, steif oder museal klingt, sondern zwischendrin durchaus auch Humor andeutet und man bei Tracks wie »Doublekeyrock« ganz unintellektuell den Booty shaken kann. Alben als Gesamtkunstwerke mit relativ festem Konzept bleiben also weiterhin das Steckenpferd von Mouse On Mars. Dass sie damit trotzdem immer wieder zu überraschen als auch zu überzeugen wissen, muss man Andi Thoma und Jan St. Werner hoch anrechnen.