Review

Fire!

Defeat

Rune Grammofon • 2021

Energiedichte hoch, Notenblätter verbrannt, alle Gefälligkeiten ignoriert: Fire! stechen mit »Defeat« erneut das Kollegium im Free Jazz aus und entwerfen über 36 Minuten Musik im Genussexzess. Selbstredend kein Wunder, schaut man sich an, was Mats Gustafsson (Sax & Fender Rhodes), Johan Berthling (Bass, Gitarre & Orgel) und Andreas Werliin (Drums & Perkussion) in den letzten 30 Jahren so wegimprovisiert haben. Drei Virtuosen, die schon 2018 mit »The Hands« eines der abgefahrensten Jazz-Alben der Dekade ablieferten und ihrem Haus-Label Rune Grammofon damit erneut ein Attest als Endboss im next level zeitgenössischer Genre-Interpretationen ausstellten. »Defeat« setzt genau da an. Wie im Vorbeigehen groovt dieses Trio auf lässigste Weise durch krächzende Sax-Intermezzi, synchronisierte Bass-Bläser-Parts und subtil injizierte elektronische Manipulation, zehrt dabei aber zu keiner Sekunde an den Nerven – selbst bei jenen nicht, denen improvisierte Mucke eher fremd ist. Muss man erst mal bringen. Fire! machen den maximal stilsicheren Impro-Sound einer Hafenspelunke in Chicago so eingängig wie ein Radio-Set von Gilles Peterson, ungefähr. Langeweile kommt jedenfalls keine auf, wenn im Zweiteiler von »Each Millimeter Of The Toad« Flötofon und Besen aurale Ziselierungen in Qualm kritzeln oder »Alien (To My Feet)« das Verhältnis des klassischen Combo-Setups mit den Gästen Mats Äleklint und Goran Kajfes neu chiffriert. Postminimalistischer Jazz für Puristen – und irgendwie auch nicht.

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