Review

Various Artists

La Ola Interior

Bongo Joe • 2021

Die innere Welle. Wie könnte man eine Compilation, die Ambient- und Acid-Exkurse versammelt, noch dazu größtenteils aus dem späten Pionierzeitalter der betreffenden Genres, passender nennen? Der Exotismus, der im Titelzusatz vermerkt und den insgesamt 20 Tracks ziemlich durch die Bank anzuhören ist, sei von asiatischen und afrikanischen Musikkulturen getrieben, meint der Pressetext. Das hört man insbesondere den Tracks an, die nicht demonstrativ in sich ruhen, sondern mit Vocals, mit konventionellen Beat-Strukturen arbeiten. Etwa Finis Africaes »Hybla«, das afrikanische Stimmen und Instrumentierung zu einem tragfähigen Loop vereint. Genauer präzisiert wurde die Herkunft der Klänge damals nicht weiter, der Herkunftskontinent musste reichen. Jon Hassells und Brian Enos Vision einer Fourth World Music, der bis dato wahrscheinlich größte Schritt, Musik aus dem globalen Norden und Süden zu einen, hatte schließlich noch nicht viele Jahre auf dem Buckel. Den eindeutig in musikalischen Kontexten des Exotischen schürfenden Stücken stehen vor allem wabernde Ambient-Epen gegenüber. Suso Saiz collagiert auf auf dem traumhaften »Horizonte Paseo« Saiten-Loops mit lebhaften Field Recordings, Orféon Gagarin sorgt mit dem wunderbar blubbernden »Última Instancia« für die richtige Mischung aus zuneigungsvollen Acid-Sounds und leierndem Tape-Grundstock, Camino al Desván, eine von zwei Frauen auf der Compilation, legt mit »Fock Intimida a Gordi« die wohl experimentellste Klangstudie vor. Besonders gut eignet sich »La Ola Interior Spanish Ambient And Acid Exoticism 1983-1990« als Zeitdokument, das die Stimmung der kreativen Nischenmusik des postfranquistischen Spaniens einfängt. Nicht trotz, sondern wege– n liebenswürdiger exotischer Spleens bereiten die ursprünglich auf Tapes aufgenommenen Tracks durchaus Hörvergnügen.