Review

Umwelt

Fear On The Dark Planet

Midnight Shift • 2021

Der französische Produzent Umwelt fliegt seit nun knapp einem Vierteljahrhundert einen halben Zentimeter unter dem Radar. Obwohl er im Verlauf des mittlerweile gut ein Jahrzehnt anhaltenden Electro-Revivals (sollten wir das wirklich noch so nennen?) überproduktiv war, ihn Produzent*innen und DJs wie The Exaltics und Helena Hauff als Vorbilder herausgestellt haben und mit ihm kollaborierten: Der Rave-Or-Die-Betreiber ist im Underground geblieben. Dass er sich dort allerdings pudelwohl fühlt, deutet »Fear On The Dark Planet« an, das wie bereits sein letztes Album auf Midnight Shift erscheint. Schon der Titeltrack ist nicht nur von einer dräuenden Atmosphäre geprägt, sondern seiner Gehetzheit zum Trotz auch komplex arrangiert: Hier passiert über fünf Minuten und 20 Sekunden dermaßen viel, dass das die letzte, maßgeblich nur einem harten 808-Beat getragene Minute wie eine Erholungskur wirkt. Aber es geht weiter. »Accelerating Universe« macht mit trancig-acidigen Tönen seinem Namen alle Ehre, »Ravenous Horde« lässt mit plärrenden Acid-Sounds und einem aggressiven Techno-Beat direkt an die ungemütlichen Underground-Resistance-Tracks wie »Punisher« denken und schlägt doch den Bogen zum sauren Bigroom-Ansatz, den Regal und andere vertreten. Weshalb vielleicht auch »Raiders of the Final Frontier« schon per Titel die UR-Referenz aufnimmt und wieder einen schnalzenden Backbeat mit ins Spiel bringt – der kurze Ausflug in Peak-Time-kompatible Gefilde darf dann doch nicht zu lange dauern. Tatsächlich lässt Umwelt mit »Gate of Nothingness« diese so programmatisch betitelte EP dann auch nicht mit Dancefloor-geeigneten Rhythmen, sondern einem ominösen Ambient-Stück ausklingen, das zum Schluss eine eher pessimistische Perspektive eröffnet. Wobei er selbst sich im Verlauf dieser fünf Tracks doch als Eigenbrötler erwiesen hat, der Electro und bisweilen sogar Techno in die Zukunft denkt. So schlecht kann die also nicht sein.