Review

Mndsgn

Rare Pleasure

Stones Throw • 2021

Auf »Rare Pleasure« beendet Mndsgn seine Verwandlung vom Beatmaker zum Songwriter. Denn statt an Loops hat der in Los Angeles lebende Künstler an Liedern mit diversen Ebenen geschraubt. Für die einwöchigen Aufnahmen lud er eine Handvoll Gäste ins Studio. Diese spielten Piano, Bass, Percussions, Streicher und Schlagzeug ein. Auch bei den Background-Vocals ließ sich Mndsgn unterstützen. Auf »Slowdance« treten die Sängerinnen und Sänger besonders hervor. Ihre Laute schmiegen sich butterweich an das verführerische Arrangement an. Tempo spielt zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr. »Masque« streicht die Drums gleich komplett und baut stattdessen auf ein dezentes Gitarrenspiel. Fahrt nimmt die Platte erst wieder auf, wenn sie schon fast vorbei ist. Der Rausschmeißer »Divine Hand II« setzt auf ein vertracktes, fast schon hektisches Schlagzeugspiel. Einige der 13 Songs haben einen Skizzencharakter inne. Die Grenze zwischen Interlude und vollwertigem Lied verschwimmt. Beim 74-sekündigen »Abundance« trägt das zur Kurzweiligkeit bei, beim 68-sekündigen »Truth« scheint das vorhandene Hit-Potenzial allerdings verschenkt. Der in vier Stücke aufgeteilte Titelsong hält das Album mit seiner wiederkehrenden Melodie zusammen. Dadurch wirkt die Platte schon nach einem halben Hördurchgang vertraut. »Rare Pleasure« klingt wie der Soundtrack fürs Katerfrühstück, bei dem die Teilnehmenden verliebte Blicke austauschen. Das wird der Musik allerdings nicht gerecht. Denn die Stücke handeln von Themen, die beim morgendlichen Brötchenschmieren eher selten angesprochen werden: mentale Gesundheit, der Sinn des Lebens und die Akzeptanz des eigenen Seins. »Fear is just a comfy queen-size bed / Won’t you get up and start your day?«, haucht Mndsgn an einer Stelle. Mit »Rare Pleasure« hat Mndsgn ein musikalisch wie inhaltlich komplexes Album geschaffen, das sich im schmusigen Kostüm des R’n’B tarnt.