Review

TORRES

Thirstier

Merge • 2021

Ist es Stadionrock? Ist es Pop? Wieso hat sich da Grunge eingeschlichen, woher kommen diese abrupten Tempowechsel? Und: Warum klingt TORRES’ Stimme wie eine Mixtur aus sämtlichen weiblichen Rocksängerinnen, die seit den Achtzigern das Genre prägen? Diese Fragen stellen sich schon nach dem ersten Song auf »Thirstier«, dem fünften Album Mackenzie Scotts. Eine einfach Antwort darauf gibt es nicht, vor allem, weil »Don’t Go Puttin Wishes In My Head« mit seinen Synthesizern und der Killers-artigen Melancholie eine gänzlich andere Schublade bedient und die radioformatigste Nummer auf dem Album ist. Musikalisch geht’s also auf und ab, TORRES schlägt Haken, die von Zeit zu Zeit durchaus verwundern. Auf textlicher Ebene aber präsentiert sich »Thirstier« stringent. Das Album versteht sich als lebensbejahendes Werk, Scott spendet mal eine Schulter zum Anlehnen wie auf dem Kleinod »Constant Tomorrowland«, reibt sich lustvoll, versöhnlich und ungemein eingängig am begehrten Gegenüber auf (»Drive Me«) oder schmilzt im Titelsong dahin: »The more of you I drink, the thirstier I get«. Bis auf wenige Passagen – und die Ausnahmen »Big Leap« und »Kiss The Corners« – sucht TORRES zwar handwerklich perfekt die großen Emotionen, läuft aber nie Gefahr, die Party zu versauen. Das muss man nicht zwingend gutheißen, aber zumindest einsehen, dass das in seiner Länge überschaubare Album durch die Bank fein produziert ist und Mackenzie Scott ihr Talent als Geschichtenerzählerin einmal unter Beweis stellt.