Review

DJ Seinfeld

Mirrors

Ninja Tune • 2021

Die Spiegel sind gut geputzt. Vor fünf Jahren zählte man Armand Jakobsson alias DJ Seinfeld noch zu den Vertretern des rumpelig produzierten Lo-Fi-House. Auf den Gedanken kommt man bei seinem zweiten Album »MirrorsÍ eher nicht. Aufgeräumter Beat, polierte metallische Synthesizerakkorde, hochgepitchte Stimmen verbinden sich zu einer verhalten gutgelaunten gesangsbetonten Spielart von House, mit einem artifiziellem Sound, in dem man Anklänge an den großhallentauglichen Eurodance, gelegentlich sogar an den für kleinere Tanzflächen gedachten Hyperpop finden kann. Vor allem aber, hat man den Eindruck, möchte DJ Seinfeld möglichst viele Leute mit seinem aktuellen Ansatz für sich gewinnen, im Rahmen dessen, was für ihn noch »glaubwürdig« ist. Was einschließt, dass er nachdenklichere Momente wie das beatlose »Home Calling« durchaus zulässt. Daneben schwelgt er in nostalgischen Deep-House-Erinnerungen (»Tell Me One More Time«), die mit ruhiger Hand und Sorge ums Detail überzeugen, selbst die Streicher wirken bei ihm nicht kitschig, sondern einfach wie ein folgerichtiger Sehnsuchtsgestus. Die gepflegten Oberflächen mögen auf den ersten Eindruck irritieren, doch saubere Spiegel haben schließlich den Vorteil, dass man sich selbst darin umso klarer sieht.