Review

Soshi Takeda

Floating Mountains

100% Silk • 2021

Manchmal muss Musik stolpern, um ans Ziel zu kommen. So wie »Floating Moutains«, der Opener und Titeltrack des ersten Albums von Soshi Takeda für 100% Silk Der Track hebt wie ein Standard-Lo-Fi-House-Tune an, schon im vierten Takt aber bekommt die Kickdrum einen Schluckauf. Es ist ein kleiner rhythmischer Aussetzer, der sich den Track über wiederholt, ihn instabil werden lässt und so der wummernden Deep-House-Bassline und den New-Age-Synthesizern einen expressiven Bruch entgegensetzt. Zugegebenermaßen gehören solche Taschenspielertricks auf »Floating Mountains« eher zur Ausnahme als zur Regel, doch retten sie fein dosiert das Album des japanischen Produzenten im Gesamten davor, sich heillos in Klischees zu verlaufen. Takeda ist ein Hardware-Purist, sein Gerätepark besteht aus Samplern und Synthesizern, die in den 1990ern gebaut wurden. In musikalischer Hinsicht bedient er sich damit an der Klangsprache des Lo-Fi-House und ist damit seiner Zeit etwas hinterher, kontrastiert das aber durch ultraslicke Melodien und Harmonien, die Techno-Pop und Balearic gleichermaßen in den Sinn rufen. Zwischen Flötensounds und bauchiger Percussion entsteht freilich nicht immer viel Reibung, dafür aber Bilder im Kopf. Fotos waren es ja auch, die Takeda zu diesen sechs – sieben in der Digital-Version – Stücken inspiriert hatten: Ein Bildband über chinesische Landschaften stellte den Ausgangspunkt seiner Studioarbeit dar. Seine eigenen imaginären Gebirgswelten vermisst er mal mit langsamen, mal mit schnelleren Schritten, hat dabei aber immer den Kopf über den Wolken schweben. Wenn seine Musik nicht hin und wieder stolpern würde, sie flöge vermutlich glatt davon und käme nie ans Ziel.