Review

MLO

Oumuamua

Music From Memory • 2021

Compilations, die eine bestimmte musikhistorische Bewegung in den Fokus nehmen, sind dieser Tage keine Seltenheit. Nur wenige von ihnen allerdings stellen eine Besonderheit dar. »Virtual Dreams (Ambient Explorations In The House & Techno Age, 1993-1997)« auf Music From Memory war so eine. Die Dreifach-LP präsentierte den patschuliversifften Unterboden des Rave-Zeitalters und damit damals bereits aus der Zeit gefallene Musik, die heute über mehr Strahlkraft verfügt denn je. Eröffnet wurde sie von einem Track des britischen Duos MLO, dessen »Oumuamua« nun als zweite Nummer der Virtual-Dreams-Serie erscheint. Jon Tye und Peter Smith veröffentlichten in den Jahren 1993 bis 1996 eine Reihe von Releases, von denen einige Tracks mit bisher unveröffentlichtem Material kombiniert wird. Im Fokus stehen dabei allerdings nicht die durchaus ravigen Tracks, wie sie das Duo auf R&S veröffentlichte, sondern überwiegend New-Age-Stücke. Der Kickdrum wird tatsächlich nur auf drei Tracks wirklich freien Lauf gelassen, denn vor allem handelt es sich um mystisch-kosmisch aufgebauschte Ambient-Stücke voller synthetischer Klaviertöne, Fake-Vögellauten und Preset-Chöre. Alles an den Tracks »Oumuamua« steht in ästhetischer Hinsicht ganz unter der ideologischen Prämisse, dass technologischer Fortschritt es uns ermöglichen wird, den space bereisen zu können – ob nun als Psycho- oder Astronaut:innen. Und weil die beiden zudem noch clevere Arrangeure waren, stellt jeder einzelne Track einen kleinen Trip in Richtung dieses Ziels dar. Derweil vor allem Orbital und Global Communication nachträglich und -haltig für ähnliche Musik hochgehalten werden, stellt diese Werkschau von MLO eine echte Entdeckung, ein wahre Seltenheit dar.

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Oumuamua
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