Review

David Behrman

ViewFinder / Hide & Seek

Black Truffle • 2021

Nicht jeder große Komponist wird in Salzburg geboren; einige Salzburger sind aber große Komponisten. Ob man das Werk Mozarts direkt mit dem von David Behrman vergleichen kann, darüber lässt sich nur müßig streiten. Der eine ist einer der wichtigsten Komponisten seines Jahrhunderts, der andere Mozart. Spaß beiseite: David Behrmans Oeuvre ist nur eingeweihten bekannt und dennoch so groß, vielfältig und facettenreich, dass man einfach nur große Augen machen kann. Behrman hat die Erstaufnahmen von Terry Rileys ›In C‹ verantwortet, dazu kommen Kompositionen von Reich, Kagel, Cage – die Crème de la Crème also. Und auch seine eigenen Werke gelten als Pionierstücke der elektronischen Avantgarde und der Computermusik. Eine Wegmarke stellt zum Beispiel das Stück »Unforeseen Events« dar. Die Unwägbarkeiten der Komposition ergeben sich unter Anderem daraus, dass ein Musiker – zumeist am Sopran-Saxofon – spielt und vorgibt. Und ein trainiertes Computerprogramm darauf reagiert. Natürlich ein furchtbar interessanter Veruchsaufbau, dessen Ergebnisse höchst unterschiedlich ausfallen kann. Die A1 wurde 1989 in Berlin aufgenommen. Es ist eine vorsichtige Fassung des Stücks, mehr Jazz als Avantgarde. Anders sieht es schon auf der A2 und der B1 statt, die zwei Teile einer zehn Jahre jüngeren New Yorker Aufnahme darstellen. Flirrender, polyrhythmisch, abdriftend – ein überraschende Fassung. Benannt ist diese Platte dennoch nach dem Schlussstück »Viewfinder / Hide & Seek« – ein ebenso responsiver, aber letztlich sehr viel dronigerer Track.