Review

Ryuichi Sakamoto

Esperanto

WeWantSounds • 2021

Es brummt, knarzt, schlägt und drönt. »Esperanto« von Ambient-Meister Ryuichi Sakamoto fordert heraus. Wer sich den acht Stücken stellt, erlebt einen unverbraucht frischen Sound, dem die 36 Lebensjahre nicht anzuhören sind. »Esperanto« erschien 1985 in Japan. Erstmals gibt es die Platte auch im Rest der Welt – frisch gemastert und mit Linernotes von Pitchfork-Journalist Andy Beta. »A Wongga Dance Song« eröffnet das Album mit elektrifizierten Percussions. Soundeffekte – Frevler würden Störgeräusche sagen – schieben sich immer wieder dazwischen. Hektik macht sich in diesen ersten sechs Minuten breit. Danach wird es ruhiger, fast minimalistisch. Der Hall einzelner Töne zieht sich schon einmal über zwei Takte. Mehr ist nicht zu hören. In diesen Passagen klingt »Esperanto« wie die Musik für den Lounge-Bereich der ISS. Doch so bleibt es nicht. Im zweiten Drittel der Platte durchbricht »Adelic Penguins« die matte Stimmung. Ein schwerer Elektro-Bass loopt im Takt, dazu spielt ein unidentifizierbares Zupfinstrument. Und natürlich erklingen immer wieder diese sperrigen Soundeffekte, die sich durch das komplette Album ziehen. »Esperanto« will erarbeitet werden. Wer nach Mustern aus der Popmusik sucht, verzweifelt an einer Sinfonie aus vermeintlichem Krach – oder an purer Langeweile. Wenn es dann aber klickt, geht dieses abstrakte Vergnügen in Mark und Bein.