Review

James Blake

James Blake

Atlas • 2011

Bei allem Hype, der das Schaffen des 22-jährigen englischen Wunderkinds seit seinen ersten Veröffentlichungen im Jahre 2009 begleitet, schien die Bürde des ersten Longplayers monumental. Verheißungen am Pophimmel kommen und gehen und halten nur in den seltensten Fällen die Versprechen, nach denen sie ausgerufen werden. Was ist also anders an diesem hageren britischen Jungspund, der mit seinem selbstbetitelten Erstlingswerk einen Opus vorlegt, der eine Epoche stilprägend begleiten könnte? Sicher, das Talent zur Schöpfung scheint dem Sohn eines kreativen Ehepaars aus Grafikerin und Musiker in die Wiege gelegt. Doch Talent alleine reicht nicht aus. Im Falle von James Blake ist es der Mut, der das Oeuvre des Mannes zu einem außergewöhnlichen Meisterwerk kanalisiert. Mut zu Symbiose, Mut zu Brüchen. Mut zu Verzicht. James Blake ist dabei so widersprüchlich wie homogen, warm wie kalt, elektronisch wie klassisch, klaustrophobisch und doch offen. Vor allem aber auch privat und emotionsgeladen – und damit auch öffentlich. Die Stimme ist brüchig, das Klavier fragmentarisch. Der Raum zwischen den Akkorden wirkt manchmal endlos, die Lyrik ist auf ihr innerstes destilliert. Kontraste, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und in der Unstimmigkeit doch eine Allianz eingehen, die im großen Popwurf mündet.