Review

Miles Bonny

Lumberjack Soul

Melting Pot Music • 2011

Es gibt nur wenige Musiker, denen man reinen Herzens das Attribut »Vollblut« attestieren kann. Miles Bonny konnte sich als Sohn eines Trompeters seinem vorgezeichnetem Schicksal schwer verwehren und nahm es in Form seines ersten Instruments im Alter von zwei Jahren dankbar in die kleinen Hände. Mit einer unverfälschten Liebe für Jazz aufgewachsen, stellt sich der Blasmusiker dennoch nicht als »White Dude« in die Tradition eines Miles Davis. Anstatt sich für irgendeine Kiste herzugeben, freestylet Bonny mit Trompete und Stimmbändern ungezwungen zwischen allem, was ihn inspiriert aus Soul, Funk, Jazz und Latin. In seinem Modern Soul-Allerlei schwimmen dennoch ein paar Namen immer wieder an die Oberfläche, wie R’n’B-Hitparadenmodel D’Angelo. Mit Holzfällerattitüde und Pfeife legt Bonny allerdings zu viel Hillbilly-Ruffness an den Tag, um mit eingeöltem Oberkörper im Video zu posieren. Das Etikett »Schmonzette« greift schon alleine bei seiner Stimme nicht ganz, die selbst bei Liebeserklärungen wie Nothing But You mehr nach Lagerfeuer als nach weißer Ledercouch klingt. Miles Bonny zimmert auf Lumberjack Soul mit handwerklichem Feingefühl eine Holzhütte aus einem breiten Fundament an experimentellen und smoothen Beats der Amiland-Köln-Connection von DJ Day über Suff Daddy bis Hulk Hodn, und setzt dem Ganzen instrumental und stimmlich den Bonnyschen Soul-Oberbau auf. Bei aller Neufindung vergisst der musikgeschichtlich versierte Tausendsassa selbstverständlich nicht, wo die Wuzeln seiner zahlreichen Früchte liegen und würdigt mit fünf älteren Tracks wie dem Meters-Cover Clap Clap und dem Tribut an Raphael Saadiq seine musikalischen Vorbilder.