Review

Amber Grünhäuser (Hg.)

Monster of Art – 20 Years of Havoc

From Here To Fame • 2011

Um die dänische Graffiti-Crew Monsters Of Art (MOAS) ranken sich viele Legenden: Man hört Geschichten von Wholetrains mit 16 Wholecars oder von Writern, die nachts mit gebrochenem Fuß auf Krücken ins Yard humpeln. Auch ist die Rede von diversen Ein-Mann-Wholetrains und Crew-Mitgliedern, die in Hochsicherheitsgefängnisse einbrechen, um dort Rooftops zu bomben. Glücklicherweise wurden fast alle dieser sagenumwobenen Taten fotografisch dokumentiert und so versucht On The Run Books anlässlich des 20jährigen Jubiläums der MOAS den Mythos für die Nachwelt aufzuarbeiten. Monsters of Art – 20 Years of Havoc lebt dabei vom Aha-Effekt der Fotos und weniger von den spannenden Geschichten. Den vermutlich aus künstlerischem Selbstschutz gegenüber der Strafverfolgung reduzierten Inhalt weiß die Autorin Amber Grünhäuser gut zu schildern, allerdings wird so manches wieder und wieder aufbereitet, was den Gesamteindruck ein wenig schmälert: MOAS sind Kleinkriminelle, bomben viel, und die Crew ist intern sehr familiär und effizient organisiert. Gleicher Inhalt auf weniger Text verteilt wäre hier mehr gewesen. Qualität und Quantität der Fotos sind bei OTR gewohnt sorgfältig überdacht, was die historische Entwicklung des Crew eigenen Stils gut verdeutlicht. Ergänzt werden die Fotos durch passende Anekdoten und geschichtliche Hintergrundinfos. Sehr interessant sind die zusätzlichen Interviews, die Einblicke in die Arbeit der dänischen Polizeibehörden und Reinigungsarbeiter geben, welche zusammen an einer Graffiti Datenbank zwecks Strafverfolgung arbeiten, wobei beide Institutionen zu einem gemeinsamen Schluss kommen: Graffiti lässt sich nicht aufhalten, höchstens eindämmen. Eigentlich sollte MOAS in jedem Stadtführer Kopenhagens erwähnt werden, denn seit zwei Jahrzehnten kann man auf gut Glück nach Kopenhagen fahren und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Piece der Crew auf einem Zug vorbeirollen sehen. Angeblich Europas umtriebigste Train-Graffiti Crew aller Zeiten mit ebenso schlechtem Ruf, doch zugleich eine der einflussreichsten. Nicht zuletzt deswegen genießt die Crew eine Ausnahmestellung, die durch Monsters of Art angemessen dokumentiert wird.