Review

Motor City Drum Ensemble

DJ Kicks

Studio !K7 • 2011

Irgendwann mal titelte die Spex, sofern ich aus dem Gedächtnis sinngemäß zitieren darf, Danilo Plessow mache als Motor City Drum Ensemble genau jene Tracks, die die Fans von Moodymann oder Theo Parrish wieder gerne hören würden. Genau jener Sound, aufgeladen mit euphonischen Soul-Samples, rollenden Bassläufen und Blaxplotation-Anleihen ließ diese Assoziationen zu. Aber auch die Wahl des Namens war neben einer eindeutigen Standortbestimmung zur deutschen Motor City in Stuttgart eben auch ein leichtes Augenzwinkern Richtung Detroit. Dass man dem erst Mitte Zwanzigjährigen, mittlerweile nach Köln gezogenen jungen Mann mit dieser Detroit-Stigmatisierung nicht gerecht wird, hat er vornehmlich in vielen seiner Remixarbeiten bewiesen, die bis zum Ende des Jahres 2010 (danach wurde es still um MCDE) stetig zu den Klassenbesten gehörten. Letzte Zweifler werden mit der vorliegenden DJ Kicks-Reihe verstummen, die einen Querschnitt verschiedener Einflüsse offenbart, die sich dem Künstler Plessow im Laufe der Jahre eingeprägt haben. Da dieser bereits in jungen Jahren mit einer 5000 Platten umfassenden Sammlung und enzyklopädischen Musik-Wissen ausgestattet ist, verrät nicht erst der Blick auf die Tracklist, wird aber darin bestätigt. So treffen angenehm unverkopfte Handclaps von Sun Ra auf Afrobeat des legendären Schlagzeugers Tony Allen, Disco aus der Feder Walter Gibbons und Soundtrack-Library-Kompositionen von Philippe Sarde. Zusammengehalten wird die auf dem Papier leicht wirr anmutende Liste dabei von dem stets im Fluss bleibenden Mix, der den Groove gekonnt in den Vordergrund rückt und dabei in formidabler Manier scheinbar Unpassendes in den Kontext stellt. Chicago House alter (Mr. Fingers) und neuer Schule (Tevo Howard) findet hier seinen Platz neben treibenden Technoschleifen von Robert Hood, schauervollen Dub von Rhythm & Sound und traditioneller Rhythmen der Bad Jazz Troupe. Keine Frage, Danilo did it again. Vorzüglich selektiert, gefühlvoll arrangiert und intensiv, auch sehr emotional gemixt. Jetzt schon ganz sicher: Eine der besten Compilations des Jahres.