Review

Loney Dear

Hall Music

PIAS • 2011

Jeder stellt sich das doch irgendwie gleich vor. Waldhütte samt weiter Ödnis drumherum, drinnen ein einsamer Songwriter, möglichst mit gebrochenem Herzen, Aufnahmegerät und dem Hang, in den nächsten Wochen seinen Leberwerten den Rest zu geben. Auch bei Emil Svanängen, der sich hinter dem Loney Dear verbirgt, hat man diese Assoziation von Rauschebart auf flauschigem Flanell. Stimmt natürlich alles nicht – vermutlich. Denn losgelöst kommt auch die siebente Platte Hall Music des Schweden nicht wirklich daher. Vielmehr drückt dieser sakrale Moment, diese Weite hinter den Tönen, einem die Einsamkeit noch deutlicher rein. Gleich mit Orgel und Glocken klopft Name an und Svanängen zeichnet mit wenigen Worten den Wunsch nach Zugehörigkeit. Seine Stimme bleibt auch bei den restlichen dreißig Minuten im Fokus, obwohl sie nur flüchtige Dinge erzählt, bevor sie wieder unter der Musik verschwindet. Auch die Arrangements spannen sich mehr über die Atmosphäre. Einzelne Synthesizer, Bläser wie in Largo bleiben Striche, Tupfer, die Svanängen setzt, um Hall Music greifbar zu machen. D Major kippt nach ein paar Minuten noch mehr in die Zerbrechlichkeit, als es bei Bon Iver je geschehen könnte. Dafür sind die Geschichten auf Hall Music sowieso zu universell. Svanängen will mit dieser Platte verführen, unbestimmte Wege zu gehen – durch die vielen Möglichkeiten einer Melodie, durch die Vergänglichkeit jeder Note. Doch manchmal verschwimmen die Songs zu schnell, werden zu unscharf wie Young Hearts und auch Svanängen übertreibt es in Durmoll ein wenig beim gewollt mitreißendem Gesang. Aber vielleicht halten diese Momente Hall Music auf dem Boden und den Hörer eben doch bei der Waldhütte.