Review

Various Artists

Bossa Jazz

• 2011

Lateinamerikanischer Weltmusik und Bossa Nova haften irgendwie immer der Vorwurf der Oberflächlichkeit an. Der Soundtrack zum fairgetradeten Latte im Café in der Seitenstraße und für mehr reicht es dann meist auch nicht. Zahlreiche Labels gehen dieses Imageproblem an – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Auch wenn der Herr vom Cover aussieht wie ein Englischlehrer, Bossa Jazz geht die Sache nicht verkrampft an. Angenehm viel Weiß bleibt auf dem Waschzettel bei drei kurzen Absätzen. Kein historischer Überbau, keine popkulturellen Schaumschlägereien, auch wenn etwa Tombo In 7/4 längst von jüngeren Stücken der Musikgeschichte bereits zitiert wurde. Neben Sergio Mendes finden sich daher auch eine ganze Reihe von unbekannten Namen. Der Fokus liegt hier klar auf dem Sound. Und auch wenn Bossa Jazz im Kern treibender sein könnte, in seiner Spur findet die Zusammenstellung genug Winkel und Abzweigungen. Das Tardes Mas Sos von Paulo Moura fährt eine dringliche Dramatik auf, bevor das Quinteto Villa Lobos die Schablone wieder mehr auf einen leichten Rhythmus legt. Klar, das driftet insgesamt eben manchmal doch ein wenig in die Beliebigkeit bei eineinhalb Stunden. Dafür bleiben manche Tracks wie Mulhe Rendeira umso mehr im Gedächtnis, weil sie eben aus der Masse herausstechen. Und auf der Seite der Waage hat Bossa Jazz ein klares Übergewicht. Auch wenn es an manchen Stellen mehr Rum als Latte sein dürfte.