Review

Lee Fields

Faithful Man

Truth & Soul • 2012

Vermutlich ist Lee Fields der bekannteste Unbekannte im Soul und Funk. Seit mindestens drei Jahrzehnten veröffentlicht der Sänger aus North Carolina nun Platte um Platte – den Durchbruch schaffte er mit keiner, weder gestern noch heute. An mangelnder Qualität kann das nicht liegen, denn Lee Fields berührt den gleichen Nerv, den auch schon Charles Bradley kitzelte: Die Sehnsucht nach Authentizität. Für »Faithful Man« schloss sich Fields wieder mit den Expressions zusammen, die ihn schon auf »My World« unterstützten. Dazu wurden mit Jeff Silverman und Leon Michels zwei Mannen ins Studio gebracht, die Aloe Blaccs »Good Things« auf den Weg brachten. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit fällt bei Fields aber wesentlich weniger »poppig« aus als bei Blacc. Fields dreht einfach die Zeit zurück und schafft es, der Platte den Anstrich von Motown, Stax und Daptone zu geben. In »Wish You Were Here« schieben sich die Bläser unter die Haut, während Fields am Mikro zergeht. Fehlenden Umfang macht der Mann einfach mit Ausdauer wieder wett. Fields verschmilzt dann mit dem alten Soul der Sechziger. Und zwischen Orgel und Rhythmusgitarre meint man, ab und an das Knistern des Nadelkopfes auf der Platte ausmachen zu können. Faithful Man lebt von diesen Momenten wie in »Still Hanging On« oder dem Groove von »Moonlight Mile«. Bekannter wird Fields durch dieses Album nicht werden. Verdient hätte er es.