Review

Michael Kiwanuka

Home Again

Polydor • 2012

Wer es in das Ranking »Sound Of« der BBC für das jeweilige Jahr schafft, hat die Aufmerksamkeit für die kommenden 365 Tage sicher. Und Michael Kiwanuka hat im Schaltjahr 2012 sogar noch einen weiteren Tag, um seinen Anteil zu dieser selbsterfüllenden Prophezeiung abzuliefern. Dabei braucht es nicht einmal vierzig Minuten, um von dem britischen Songwriter überzeugt zu sein. Genau diese zehn Songs, die er auf seinem Debüt »Home Again« perfekt angeordnet hat, pusten die letzten Zweifel weg. Dass mehrere Titel bereits von verschiedenen EPs bekannt sind, lässt einen eigentlich nur schneller Zugang zu diesem unglaublichen Album finden. Getragen von der Atmosphäre verknüpft Kiwanuka auf »Home Again« Soul und Songwriter, versöhnt Vergangenheit mit Gegenwart und Schmerz mit Hoffnung. In »I’m Getting Ready« schummelt sich der Rhythmus noch irgendwie heimlich hinter die zarte Melodie und Kiwanukas einzigartige Stimme, bevor dann tatsächlich noch ein Chor aus der Vintage-Ecke hereinweht. Das Mittel des behutsamen Arrangements hat Kiwanuka öfters in seinen Sound gepflanzt. Bläser, Flöten und Streicher stützen sein fragiles Gitarrenspiel unauffällig. Mit viel Feinarbeit zieht er so die Harmonien von »Home Again« hoch. Darüber singt Kiwanuka zeitlose Zeilen wie in »Worry Walks Beside Me« oder »Tell Me A Tale«. All diese Elemente geben »Home Again« genug Individualität, um die ganze Sache einfach mit Soul aufzuladen. Ein Sound zum Reinlegen, eine Stimme zum Anlehnen – dabei ist das hier gerade erst Kiwanukas Debüt. Eine Platte, die auch in 365 Tagen noch relevant sein wird. Und weit darüber hinaus.