Review

Lotus Plaza

Spooky Action At A Distance

Kranky • 2012

Nebenprojekte geliebter Bands, die dazu die Kritikerlisten anführen, haben es nicht leicht. Vom ersten Moment an steht die Musik »in Relation zu«. Da ist also immer etwas, auf das sich das Abtrünnige zurück beziehen lässt und von dem es sich dazu gefälligst zu emanzipieren hat. Der erste solistische Ausflug des Deerhunter-Gitarristen Lockett Pundt als Lotus Plaza erschien einigen Gemütern zu nebulös und traumartig; andere hielten genau diesen Umstand für bemerkenswert und hochlobten den simplen, singulären Sound. »The Floodlight Collective« (2009) ist ein Effektpfuhl, aus dem das Schlagzeug echot und Pundts spärlicher Gesang in ertränkend hypnotischen Klängen driftet. Dramaturgisch ein ewiger Raum im Fluss, wo Zeit beliebig gedehnt und verlangsamt wird. Mit »Spooky Action at a Distance« scheint Pundt sich nun wieder näher am Boden, und damit auch an dem Baum, von dem er gefallen ist, zu befinden. Sein Gesang ist noch immer im Hall, doch viel weiter vorn. Die eigentlichen Protagonisten aber sind Gitarre und Drums. Sie geben nämlich durchweg den schuhwippend melodiösen Ton an, der manches Mal soweit voran geht, dass man aufspringen und sich indiediscomäßig im Halbkreis drehen möchte. Selten ist der Sound ganz dicht, und wenn doch, nur für einen ephemer schwelgerischen Moment (»Out of Touch«). In »Strangers« wird als Ansage das Tempo mit dem Stick eingezählt. Was folgt sind Akkorde in Schleife und ein wiederholtes Drum-Thema. Dann verliert sich alles in einer Gitarrenwand á la Interpol, um zu verlangsamen und mit einem fulminanten Beckenschlag zu enden. Anderswo rumsen Tribal-Drums und Tamburin (»Out of Touch«); dort wird die Gitarre in Garage Rock-Manier durch einen psychedelischen Track gejagt (»White Galactic One«). Und »Black Buzz« ist die introspektive Akustiknummer, zu der auch ein Zweierblues passt. Pundt scheint vergnüglich das Spektrum eines zeitgemäß-retrospektiven Gitarrenpops zu zelebrieren, bleibt darin aber doch erkennbar. Wirklich heterogen wird es aber nie. Und so gut es klingt, klingt es auch nach bereits Bekanntem. Etwas (Post-)Post-Punk hier, Garage und Psychedelica dort, 1990er Madchester – hello Charlatans, hello Tim Burgess – und, ja, nicht zuletzt Deerhunter! Doch nicht immer geht es um die Emanzipation von den Ahnen, gelegentlich befindet man sich mit dem Stammbaum im Reinen. Und auch der Albumtitel erwähnt einen mystischen Pakt: die Einsteinsche rätselhafte Fernwirkung meint eine Interaktion von Teilchen, die auch nach ihrer Trennung (manchmal mehrere Lichtjahre entfernt), verbunden bleiben.