Review

Breton

Other People’s Problems

Fat Cat • 2012

Die Story von Breton aus London hätte vor drei Jahren wohl sofort einige Musikbegeisterte hinter dem Ofen hervor geholt. Doch im Jahr 2012 ist die Biographie einer Band, die eigentlich ein Künstlerkollektiv ist und die Genregrenzen zwischen Hip-Hop, Indie-Pop und elektronischer Musik aufzuweichen versucht, doch etwas angestaubt und eher im hippen Mainstream anzusiedeln. Und klar, in Zeiten, in denen Rapper Skinny Jeans tragen, Indie-Rocker mit New Era-Caps auf die Bühne gehen und das Internet sowieso und überhaupt alle popkulturellen Elemente nicht nur zur Verfügung stellt, sondern zum freien Remix anbietet, ist der Ansatz, den die Männer um Roman Rappak verfolgen, zunächst mal skeptisch als freigeistige Koketterie zu sehen. Doch mit ihrem Debüt schaffen es Breton, einen Genremix aus Hip-Hop, Indie und Electro zwischen den zwei offensichtlichen Polen »arty« und »danceable« so zu balancieren, dass ein komplexer, aber durchaus eingängiger Soundtrack für den vielzitierten imaginären Film zustande kommt. Klangskizzen häufen sich übereinander, werden hier und da von Beats zerstückelt und mittendrin schälen sich verzerrt und entfernt die melancholischen, leicht kämpferischen Texte Rappaks heraus. »Other People’s Problems« bestätigt die negative Vermutung eines kalkulierten modischen Avantgardismus nicht und entpuppt sich als eine erfrischende Platte, die den gelungenen Schritt in Richtung einer tatsächlichen Genrelosigkeit vollzieht.