Review

The Sugarman 3

What The World Needs Now

Daptone • 2012

Wer hätte gedacht, dass mich ein vergessener Abend nach 14 Jahren einholen würde? 1998 spielten die Sugarman 3 im wohnzimmergroßen Brainclub in Braunschweig vor gut 15 überraschten Gästen, rockten das Haus und wurden danach aus den Augen verloren. Um Rudy Albin (Drums) und Adam Scone (Hammond) wurde es endgültig nach der letzten Tour 2002 ruhig. Saxophonist Neal Sugarman hat seitdem mit Daptone Records das Label für Soulmusik schlechthin aus dem Boden gestampft und ist mit seinen (Wieder-)Entdeckungen Lee Fields und Sharon Jones um die Welt gezogen. Von den Aufträgen bei »unbedeutenden« Musikern wie Eric Clapton, Al Green und Amy Winehouse ganz abgesehen. Nach zehn Jahren ist es nun Zeit für The Sugarman 3, die Welt zu retten. Das Trio ist mittlerweile um die gesamte Dap-Kings-Brigade angewachsen. Und um die im Albumtitel gestellte Frage zu beantworten: Ausgelassenheit und Hüftschwung! Was nach stereotypischer Legende als Session begann, endete als elf Songs starkes Album voller purem Session-Geist – kurz: echter Funk-Seele. Zwischen Boogaloo, Funk und Lee Field’schem Soul ist »What The World Needs Now« eine der ehrlichsten und ungeschliffensten Platten, welche die neue Funk- & Soul-Kommune seit Jahren herausgebracht hat. Wo Bands wie The Bamboos, Quantic Soul Orchestra und auch die Dap-Kings meist kontrolliert und sauber klingen, wirken die Sugarman 3 wie verspielte Dreckspatzen im Wasserbecken. Und verdammt, Adam Scone würde Hammond-Gott Big Jim H zum Jauchzen bringen mit seinem Tastenspiel.