Review

Sebastien Tellier

My God Is Blue

Record Makers • 2012

Der dank seines 2008er Meisterwerks »Sexuality« von AA-Kids überall auf der Welt kultisch verehrte französische Electropop-Crooner Sébastien Tellier hat wohl nun Gefallen daran gefunden, den Guru zu geben. Sein lang erwartetes neues Album »My God Is Blue« kündigt er mit folgenden Worten an: »Höre nicht meiner Platte zu, höre auf meine Botschaft, schwinge zu meiner Musik, lass unsere Träume sich verschmelzen und unsere Energien sich ergießen in einer gigantischen, blauen Welle, die die Welt flutet – dann wird die Wahrheit ans Licht kommen.« Schon im Video zur ersten Single »Pépito Bleu« inszenierte sich der schrullige Franzose als »Cult Leader«, doch auf dem Album drängt sich trotz aller Versprechen keine große Botschaft auf, außer die der Liebe, aber die kennt man ja von ihm. Die zwölf neuen Songs zeugen jedoch von einer kompositorischen Weiterentwicklung und zeigen, was für ein guter Songwriter in Tellier steckt. »My God Is Blue« ist wohl die extremste Platte, die er je gemacht hat: die zweite Single »Cochon Ville« ist das wohl tanzbarste und das von Guy-Manuel de Homem-Christo mitgeschriebene »My Poseidon« das wohl bombastischste, was man seit langem von ihm gehört hat, und so gerockt wie auf »Draw Your World« hat er auch noch nie. Und dank einer knackigen Produktion von Mr Flash ist Tellier sein bislang wohl größter Wurf geglückt.