Review

Lego Feet

SKA001LP (Re-Release)

Skam • 2012

Der beste Weg zu diesem Album? Diese Review nicht lesen, die Platte ganz ohne Vorwissen hören und dann kurz in Gedanken einordnen, zu welchem der aktuellen Hypeströme dieses Werk nun eigentlich gehört und welchen angesagten Musikern es zuzuordnen ist. Für alle, die diesen Weg beschreiten wollen, ist genau hier die Chance, aus dem Text auszusteigen. – Für allen Ungeduldigen findet sich auf »SKA001LP«, ein Sammelsurium aus Bleeps, scharfkantigen Beats, 303-Basslinien, 808-HipHop-Breaks, bittersüßen Melodien und verzerrten Sounds. Einige ausformuliert, doch in den meisten Fällen sind es kurze Skizzen dessen, was einmal IDM, die Elekrifizierung des HipHop und Bleep werden sollte. Die beiden Meister, welche sich hinter diesem ersten Skam Records Album verbergen, sind zum Zeitpunkt seiner Produktion völlig unbekannt und einfältig. Zwei Jahre später werden sie mit »Incunabula« auf Warp Records den Grundstein dessen legen, was als Intelligent Dance Music (IDM) ganze Scharen von Technoheads den Verstand rauben sollte. Es ist 1991 und Autechre heißen noch Lego Feet. Und doch finden sich auf diesem Quasi-Debüt der beiden Elektronik-Querdenker bereits all die kleinen Ideen, welche später mit Autechre zur vollen Blüte reifen sollte: Hip Hop trifft Detroit, Klangexperiment trifft ekstatisches Acid-Pluckern, Hardcore feiert sich zwischen gespenstischen Melodienbögen, Experiment wird tanzbar gemacht. Skam Records haben bereits 2011 zum 20-jährigen Label-Jubiläum die »SKA001LP« auf CD wiederveröffentlicht. Nun erscheint es erstmals seit 1991 auf Vinyl, inklusive 37 Minuten bislang unveröffentlichter Tracks. Die Discogs-Händler werden sich ärgern. Und die jungen Elektronikwerkler werden aus dem Staunen nicht rauskommen